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Interventionsstudie: Wirksamkeit interreligiösen Lernens als religionsbezogene Perspektivenübernahme im Religionsunterricht an berufsbildenden Schulen (BRU)

Fachliche Zuordnung Evangelische Theologie
Förderung Förderung von 2013 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 243530669
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Angesichts der wachsenden Bedeutung interreligiöser Beziehungen in der Gesellschaft allgemein und speziell in der Beruflichen Bildung sowie des weitreichenden Fehlens empirischer Untersuchungen zur Wirksamkeit unterschiedlicher Ansätze der Religionsdidaktik insgesamt und besonders des Religionsunterrichts im Beruflichen Bildungswesen wurde eine Interventionsstudie zum interreligiösen Lernen als religionsbezogener Perspektivenübernahme durchgeführt. Als Treatment dienten zwei Unterrichtseinheiten mit und ohne Berufsbezug („Islamic Banking“; „Religionen und Gewalt“), die im Bereich der Kaufmännischen Ausbildung (Banklehre, Industriekaufleute) eingesetzt wurden. Zu drei Messzeitpunkten wurden die Lernvoraussetzungen zu Beginn, Veränderungen am Ende der Unterrichtseinheit sowie im längeren zeitlichen Abstand gemessen und miteinander verglichen. Das Treatment wurde in Probeläufen vorab evaluiert. Die Daten wurden mit Hilfe einer Mehrebenenanalyse ausgewertet. Das von der evangelischen und der katholischen Religionspädagogik gemeinsam durchgeführte Vorhaben nutzte die in Tübingen mit den beiden Instituten für Berufsorientierte Religionspädagogik (EIBOR/Ev. Institut für Berufsorientierte Religionspädagogik, KIBOR/Kath. Institut für Berufsorientierte Religionspädagogik) gegebene Infrastruktur. Zudem wurden Kooperationsmöglichkeiten mit der Empirischen Bildungsforschung genutzt. Die Ergebnisse belegen insgesamt die Wirksamkeit interreligiösen Lernens im Religionsunterricht, zeigen dabei aber im Einzelnen ein differenziertes Bild. Am deutlichsten fielen die Kompetenzzuwächse beim Wissen aus. Diese waren auch im zeitlichen Abstand nachweisbar. Gemischter waren die Zuwächse bei der Perspektivenübernahmefähigkeit. Hier ergaben sich unerwartete Abhängigkeiten von den Lernvoraussetzungen. Insbesondere bestätigte sich nicht die Annahme, dass ein didaktisches Vorgehen, das ganz auf Subjektund Lebensweltbezug setzte, erfolgreicher sein würde als die Orientierung an allgemeinen Themen. Daraus wird gefolgert, dass es im Lebensweltbezug auch ein didaktisches Zuviel geben kann, das weiter zu untersuchen wäre. Zudem erwiesen sich die Zuwächse bei der Perspektivenübernahmefähigkeit als nicht nachhaltig, d.h. sie waren im zeitlichen Abstand nicht oder nur noch teilweise nachweisbar. Bei den religionsbezogenen Einstellungen ergaben sich – erwartungsgemäß – keine Veränderungen. Das Projekt kann als wichtiger Baustein für die weitere Optimierung interreligiöser Lernangebote angesehen werden. Da die untersuchte Perspektivenübernahmefähigkeit theoretisch weithin als zentral angesehen wird, fordern die Befunde zu weiteren Studien heraus. Auch das Ausbleiben von Einstellungsänderungen wirft grundlegende Fragen auf: Wenn Einstellungen durch (Religions-)Unterricht nicht verändert werden können, muss nach anderen pädagogischen Möglichkeiten gesucht werden. Denn Einstellungen wie Offenheit für andere, Toleranz, Respekt usw. gelten heute nicht ohne Grund als unabdingbar.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2013). Interreligiöse Bildung–Aufgaben und Möglichkeiten des Religionsunterrichts im beruflichen Bildungswesen (BRU). Zeitschrift für Pädagogik und Theologie, 65(3), 218-229
    Gronover, M., Hiller, S., Märkt, C., Schnabel-Henke, H., Schweitzer, F., & Biesinger, A.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1515/zpt-2013-0304)
  • (2017). Interreligiöses Lernen durch Perspektivenübernahme. Eine empirische Untersuchung religionsdidaktischer Ansätze. Münster: Waxmann. ISBN 978-3-8309-3573-5
    Schweitzer, F., Bräuer, M. & Boschki, R. (Hrsg.)
 
 

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