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Geteilte Herrschaft: Loyalitätsbrüche und -kontinuitäten im (post-)osmanischen Ordnungsraum
Antragsteller
Professor Dr. Christian Voß
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung
Förderung von 2013 bis 2019
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 243722707
Das Projekt untersucht anhand von zwei bis heute politisch brisanten Fallstudien die fundamentalen Realitätsveränderungen im gesellschaftlichen Miteinander, zu denen es im Zuge des Untergangs des osmanischen Ordnungssystems und der Etablierung nationalstaatlicher Systeme am Balkan kam. Die Jahrzehnte von den 1870er bis in die 1950er Jahre waren ein Zeitraum, in dem die Schlüsseldaten in die jeweiligen nationalen historischen Erinnerungen am Balkan eingeschrieben worden sind und die bis heute große Wirksamkeit entfalten - und z. T. mit starken historiographischen Konflikten verbunden sind.Zugleich geht es in dem Projekt aber auch darum, die ottomanicité des Balkans in post-osmanischer Zeit, also die Überprägung der Gebiete, die nahezu ein halbes Jahrtausend unter osmanischer Herrschaft standen, in das Verständnis von der Geschichte der Region einzuordnen. Gefragt soll also auch werden, ob und in welcher Form über lange Zeiten etablierte Vorstellungen und Praktiken gesellschaftlicher Beziehungen als eine Art "osmanisches Erbe" im sozialen und politischen Miteinander weiterhin bedeutsam blieben. Um die hier genannten Untersuchungsziele zu erreichen, setzt das Projekt bei der systematischen Erforschung von Loyalitätsbrüchen und -kontinuitäten an. Dabei wird ein explizit akteursorientierter Zugang mit einem besonderen Interesse für konkrete lokale/regionale Lebensumstände (und ihre Veränderung) verfolgt.Aufbauend auf die Erforschung der vielfältigen Dynamiken in den lokalen gesellschaftlichen Beziehungen (und ihrer jeweiligen Bewertungen aus einer sich wandelnden sozialen/politischen "Innenperspektive") soll zudem auch konsequent auf die Entwicklung zweier sehr prägender Aspekte für die Verhältnisse vor Ort geblickt werden: a) der wiederholt (auch von außen) organisierten Eskalation innergesellschaftlicher (Kriegs-)Gewalt in den untersuchten Regionen und b) den stark in die lokalen Bezüge zurückwirkenden transnationalen Migrationen (die vor allem in die Türkei eminent stark waren). Erst durch ein tieferes Verständnis des Zusammenwirkens der genannten Bezugnahmen erscheint es möglich, die recht komplexe Vorgeschichte zweier regionaler/lokaler Zusammenhänge angemessen darzustellen, in denen es gegenwärtig aufs Neue zu einer vielschichtigen neuen Aushandlung nationaler Loyalitätsdispositionen gekommen ist (bei dem im Teilprojekt I untersuchten Kontext von Novi Pazar in Serbien stehen gegenwärtig sowohl serbische wie auch bosniakische und auch türkische nationale Orientierungen in heftiger politischer Konkurrenz zueinander; in der Region Struga in Makedonien existieren seit Jahren bereits sehr starke nationalistische Konfrontationen, die insbesondere (aber nicht nur) entlang von makedonischen und albanischen Antagonismen verlaufen).
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen