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Zwischen Widerstand und Umsturz. Zur Bedeutung von Gewalt für die politische Kultur des späten Mittelalters.

Fachliche Zuordnung Mittelalterliche Geschichte
Förderung Förderung von 2013 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 243727900
 
In der Reihe der traditionell zweimal jährlich auf der Insel Reichenau durchgeführten Symposien des Konstanzer Arbeitskreises für Mittelalterliche Geschichte fand vom 29. September bis 2. Oktober 2009 eine Tagung zum Thema „Zwischen Widerstand und Umsturz. Zur Bedeutung von Gewalt für die politische Kultur des späten Mittelalters" statt. Organisatoren der Tagung waren Martin Kintzinger, Frank Rexroth und Jörg Rogge. Sie sind auch Herausgeber des Sammelbandes, der wie üblich in der Reihe der Vorträge und Forschungen im Verlag Thorbecke erscheinen soll. Die Tagung war von einer besonderen thematischen und methodischen Dynamik gekennzeichnet, die aktuellen politischen Ereignissen wie auch dem jüngsten Verlauf des dadurch angeregten fachlichen Diskurses geschuldet war. Sie war bereits in der breiten disziplinaren Perspektive angelegt, die das Tagungsprogramm bestimmte und sie hat nach dem Verlauf der Vorträge und Diskussionen zu einer Akzentverschiebung in der Themenfocussierung geführt. Nach mittelalterlichem, aber auch noch neuzeitlichem Verständnis hat „Gewalt" ambivalente Bedeutung als einerseits theoretisch begründetes, legitimes Herrschaftshandeln (potestas), andererseits faktische, physisch ausgeübte, gewaltsame Tat (violentia), die sich gegen die gegebene Herrschaft oder Herrschaftsordnung wendet. Davon ausgehend, orientierte sich die gemeinsame Fragestellung auf die Definition von legitimer Herrschaft, begründeter Herrschaftskritik und die Ausformung der Tyrannenvorstellung sowie den gegen Herrschaft gerichteten Widerstand. Im Kontext der gegenwärtig in den historischen Wissenschaften aktuellen Interkulturalität als Ansatz zu einem neuen Verständnis von internationaler und globaler Geschichte waren die Vorträge und sind die Beiträge des Sammelbandes auf eine sowohl europäisch wie international vergleichende Perspektive ausgerichtet. Exemplarisch werden die Verhältnisse im römisch-deutschen Reich, Frankreich, England und Italien analysiert sowie in zwei orientalistischen Beiträgen diejenigen im arabisch-islamischen Herrschaftsbereich sowie der Vergleich zwischen diesem und dem christlichen Kulturraum untersucht. Die Verfasser sind Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland, Frankreich und den USA. Durch die Detailstudien im einzelnen wie durch den konsequent komparativen Zugriff insgesamt bietet der Band weiterführende Impulse für die interdisziplinäre (nicht nur mediävistische) Diskussion um Gewalt in der politischen Kultur und um die Legitimität von Herrschaft im Kontext einer aus globaler Perspektive akzentuierten europäischen Geschichte des Mittelalters.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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