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Chemosensorische Angstsignale als Modulatoren von Vertrauen und Aggression

Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2013 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 244493213
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Es ist bekannt, dass die Wahrnehmung von Angstschweiß, vermutlich auf Basis einer Gefühlsansteckung, adaptive Effekte auf perzeptueller, neuronaler und muskulärer Ebene auslöst. Hier wurde eine Serie von Experimenten an insgesamt 331 Probanden durchgeführt, welche erstmalig zeigen sollten, dass auch konkretes Sozialverhalten durch Angstgeruch beeinflusst wird. Angstgeruch wurde von 32 Spendern über Achselschweißproben in einem modifizierten Gruppen TSST (mTSST-G) gewonnen, welcher bei den Teilnehmern eher Angst als Ärger auslöst. Frauen reagieren auf Frustration mit stärker physischer Aggression, wenn der Frustrator nach Angst riecht als wenn er nach Sport riecht. Männer und sozial ängstliche Probanden zeigen insgesamt eine erhöhte Bereitschaft auf Frustration mit Aggression zu reagieren. Bei männlichen Teilnehmern konnte kein Einfluss des Geruchskontextes aufgezeigt werden. Männer und Frauen zeigen ein geringeres Ausmaß an Vertrauen, wenn der Mitspieler nach Angst riecht, als wenn er nach Sport riecht. Darüber hinaus ist das Vertrauen bei Männern in eine soziale Interaktion stärker als in ein zufallsbasiertes Spiel mit einem Computer. Das Ausmaß der sozialen Angst beeinflusst das Vertrauensverhalten unter den verschiedenen chemosensorischen Kontexten nicht differentiell. In allen Studien wurde der Angstgeruch von den Studienteilnehmern als intensiver und unangenehmer beschrieben als der Sportgeruch. In einer Replikationsstudie, in welcher weniger Stimulusmaterial eingesetzt wurde, viel dieser Effekt schwächer aus. Die Studie zeigt, dass Angstgeruch sowohl bei Frauen als auch bei Männern und unabhängig von dem Ausmaß ihrer sozialen Ängstlichkeit Vertrauen in soziale Interaktionen reduziert und bei Frauen die Neigung zu physischer Aggression nach Provokation erhöht. Damit konnten wir erstmals zeigen, dass chemische Angstsignale auch beim Menschen das Sozialverhalten beeinflussen. Die fehlenden Effekte von Angstgeruch auf aggressives Verhalten bei Männern führen wir darauf zurück, dass Männer insgesamt zu starker physischer Aggression bei Provokation reagieren und so ein nicht modulierbarer Deckeneffekt erreicht sein könnte. Da sozial ängstliche Probanden im gleichen Ausmaß wie nicht sozial ängstliche Probanden auf die Körpergerüche reagierten, schließen wir, dass der neuronale Verarbeitungsvorteil chemischer Angstsignale bei sozial ängstlichen Effekten sich eher auf kognitive Leistungen (Aufmerksamkeit, Wahrnehmung, Gedächtnis) auswirkt als auf konkretes Verhalten. Die in den letzten Jahren stetig wachsende Forschung zur chemischen Kommunikation von emotionalen Zuständen beim Menschen ist durch die hier durchgeführten Experimente erheblich bereichert worden. Mit Hilfe der Ergebnisse dieser Studie ist es nun möglich, Verhaltensvorhersagen für Menschen zu treffen, welche Angstgeruch ausgesetzt sind, und welche sich entweder durch Vertrauenseinsatz in neuen sozialen austauschbasierten Situationen Vorteile verschaffen könnten, oder welche sich sozialer Provokation ausgesetzt sehen und die Möglichkeit zu physischer Aggression haben. Das Modell der chemischen Ansteckung von Angst kann erklären, dass mit der chemischen Übertragung von Angst auch die Bereitschaft zu Defensivverhalten erhöht wird.

 
 

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