Der Einfluss olfaktorischer Reize auf C-taktil vermittelte Berührungsempfindung
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Angenehme Berührung wird über spezialisierte, unmyelinisierte Fasern der behaarten Haut übertragen, sogenannte C-taktile Afferenzen. Stimulierung der C-taktilen Afferenzen löst demnach eine angenehme Empfindung aus, die über einen langen Zeitraum sehr stabil ist. Es wurde vermutet, dass C-taktile Wahrnehmung einen wichtigen Betrag für die soziale Kommunikation innerhalb von Familien und peer-Gruppen liefert. Die top-down Modulation der C-taktilen Berührungswahrnehmung ist weitgehend unerforscht. Ziel des Forschungsvorhabens war es, den Einfluss der olfaktorischen Umgebung auf die C-taktile Wahrnehmung zu überprüfen. Dafür wurden zwei Experimente veranschlagt: Studie eins war als Verhaltensexperiment konzipiert; Studie zwei als nachfolgende bildgebende Untersuchung. In Studie eins konnte bei 45 Probanden festgestellt werden, dass ein unangenehmer Geruch die Angenehmheit von Berührung stark herabsetzen kann und dass der ausgelöste Ekel eine beeinflussende Variable ist. In Studie zwei zeigte sich bei 20 Probanden, dass die olfaktorische Umgebung die neuronale Aktivität im primären somatosensorischen Kortex moduliert, und zwar in Abhängigkeit von der subjektiven Bewertung der olfaktorischen Reize. Sensorische Integrationsnetzwerke, die die Amygdala, die anteriore Insel und primäre somatosensorische Areale umspannen, moderieren diesen Effekt. Diese hoch-adaptive und individuelle top-down Modulation der Berührungsverarbeitung ermöglicht eine schnelle Reaktion auf potentiell gefährliche Reize. Zusätzlich wurden im Förderzeitraum eine methodische, sowie eine Entwicklungs- und eine Emotions-Studie zur Wahrnehmung von Berührungsreizen durchgeführt. Dabei zeigte sich zusammenfassend, dass CT Stimulierung nicht nur interindividuell stabil ist, sondern auch robust gegenüber Veränderungen der Reizdarbietung und über die Lebensspanne. Affektive Berührung kann den emotionalen Hintergrund für die Wahrnehmung anderer Reize bilden. Die Tönung dieses Hintergrundes ist von zusätzlichen Umweltfaktoren abhängig: eklige Gerüche machen Berührung deutlich unangenehmer; eine komfortable Umgebung macht Berührung sehr angenehm und bestimmte Zusatzreize determinieren, ob CT Berührung als erotisch oder als komfortabel-beruhigend wahrgenommen wird. Im Ausblick liefern die Untersuchungen die Grundlage für weitere Studien, in denen der Einfluss der Berührungswahrnehmung auf die Aufrechterhaltung und Entstehung psychischer Krankheiten untersucht werden kann. In Studien mit Kindern kann ein Zeitkorridor der Entwicklung von CT-Empfindung bestimmt werden. Dieses Wissen kann helfen, kritische Lebensphasen herauszufiltern, in denen Berührungsdeprivation einen besonders schädlichen Einfluss auf die somatosensorische, aber auch auf die soziale Entwicklung der Kinder hat und Interventionsstrategien anzupassen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- (2013). CT-optimised skin stroking delivered by hand or robot is comparable. Frontiers in Behavioral Neuroscience (7), Article 208
Triscoli, C, Olausson, H, Sailer, U, Ignell, H, Croy, I
- Reduced pleasant touch appraisal in the presence of a disgusting odor. PLos One 9(3): e92975, 2014
Croy, I , D'Angelo, S., Olausson, H.
(Siehe online unter https://doi.org/10.1371/journal.pone.0092975)