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Pflanzen für Palästina! Naturwissenschaften im Jischuw, 1900-1930
Antragstellerin
Professorin Dr. Kärin Nickelsen
Fachliche Zuordnung
Wissenschaftsgeschichte
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung von 2013 bis 2017
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 245165702
Das Projekt Pflanzen für Palästina rekonstruiert den Prozess der Institutionalisierung von Botanik und Agrarwissenschaften im Jischuw, dem jüdischen vorstaatlichen Siedlungswesen in Palästina, im Zeitraum 1900 bis ca. 1930. Die Ausgangsthese ist, dass die Botanik in ihrer theoretischen und angewandten Form zum bedeutenden strategischen Instrument der praktischen Zionisten zur Kolonialisierung Eretz Israels wird. Statt diplomatisch zu agieren, hatten diese botanischen Zionisten die Vision, den jüdischen Staat zu besiedeln, indem in Palästina Fakten geschaffen werden sollten. Dieser bisher weitgehend unerforschte Prozess eignet sich in zweierlei Hinsicht als instruktives Fallbeispiel: einerseits für die systematische Verschränkung von Wissenschaft und Ideologie; andererseits für die Untersuchung eines programmatisch betriebenen Wissens- und Disziplinentransfers über geographische, kulturelle und generationelle Grenzen. Maßgebliche Akteure in diesem Prozess sind eine Gruppe deutscher Naturwissenschaftler um den Kolonialbotaniker und Zionisten Otto Warburg, 1859-1938, die engagiert den Aufbau botanischer Forschungsinstitutionen im vorstaatlichen Israel vorantrieben. Dabei forderten die großen politischen und sozialen Umwälzungen und Konflikte der Zeit die überwiegend in Deutschland ausgebildeten zionistischen Naturwissenschaftler ebenso heraus wie die Auseinandersetzung mit den in Palästina vorherrschenden geographischen, klimatischen und geologischen Bedingungen. Die Expertise der deutschen Wissenschaftler konnte nicht ohne weiteres auf die palästinensischen Verhältnisse übertragen werden. Postkoloniale Theorien sollen zur Anwendung gebracht werden, um vor diesem Hintergrund insbesondere die komplexe Wechselwirkung des von dieser Gruppe unter bestimmter Zielsetzung importierten Wissens mit lokalen Wissensbeständen vor Ort in den Blick zu bekommen. Schließlich ist zu klären, warum der resultierende Anpassungs- und Aushandlungsprozess weder in das kollektive Gedächtnis Israels noch in die israelische Historiographie Eingang fand.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Beteiligte Person
Professor Dr. Michael Brenner