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Plants for Palestine! Science in the Yishuv, 1900-1930

Subject Area History of Science
Modern and Contemporary History
Term from 2013 to 2017
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 245165702
 
Final Report Year 2018

Final Report Abstract

Das Projekt rekonstruierte den Prozess der Institutionalisierung von Botanik und Agrarwissenschaften im Jischuw, dem jüdischen vorstaatlichen Siedlungswesen in Palästina, durch den so genannten Botanischen Zionismus. Maßgebliche Akteure waren eine Gruppe deutscher Naturwissenschaftler um den Kolonialbotaniker und Zionisten Otto Warburg (1859-1938), die engagiert den Aufbau botanischer Forschungsinstitutionen im vorstaatlichen Israel vorantrieben. Die Bearbeitung dieses originellen Themas an der Schnittstelle von Wissenschaftsgeschichte, Umweltgeschichte und Jüdischer Geschichte erforderte einen disziplinären und methodischen Brückenschlag, der in intensive und sehr erfreuliche Kooperationen mündete, sowie in Aufbau neuer Strukturen: Die Wissenschaftsgeschichte ist inzwischen aktives Mitglied im „Zentrum für Israel-Studien“ an der LMU, das deutschlandweit einzige Forschungszentrum mit dieser Orientierung. Aus dem Blickwinkel der Botanischen Zionisten wird die Geschichte der Verwandlung Palästinas um 1900 erzählt: ein Prozess, in dem sich Politik, Nationenbildung und Wissenschaft verbinden. Wissenschaft und Technik, so wird argumentiert, konnten zumindest teilweise die fehlenden politischen, finanziellen und militärischen Ressourcen der Zionisten kompensieren und das zionistische Siedlungsprojekt in ideologischer und praktischer Hinsicht befördern. Die in mehreren Sprachen vorliegenden Quellen wurden v.a. in israelischen Archiven aufgesucht und in weiten Teilen erstmals ausgewertet. Wie das Projekt zeigt, wurden die Landschaft und Natur Palästinas von den Botanischen Zionisten als Ressource betrachtet. Die Botanischen Zionisten warben für die Produktivierung Palästinas und bemühten sich um den Aufbau einer entsprechenden Infrastruktur, mit finanzieller Unterstützung aus Europa und den Vereinigten Staaten. Als fruchtbar erwies es sich, die Rhetorik der Akteure ernst zu nehmen und ihr Bestreben als „Kolonial-“ und „Kolonisierungsprojekt“ zu begreifen. So erklärt sich ein großer Teil der Handlungen der Akteure, für das sie bewährte Vorbilder in Deutsch-Ostafrika und anderen Ortes fanden. Ein wesentlicher Schritt in diesem Projekt war die Inventarisierung des Landes; Naturschätze, Bodenarten, meteorologische Daten, Pflanzen und Tieren wurden erfasst, kartiert und gesammelt. Die gewonnenen Wissensbestände dienten dabei auch zur Legitimation des angestrebten Judenstaates: Die Zionisten eigneten sich das Land symbolisch an, indem sie es erforschten. Einzelne Spezies standen im Vordergrund, die dem Jischuw sowohl ideologisch als auch praktisch besonders nutzten. Exemplarisch dafür steht die Wiederentdeckung des Wilden Emmers oder Urweizens, der von den Botanischen Zionismus als jüdische Entdeckung gepriesen wurde und dem Jischuw politisch zuspielen sollte. Neben der diskursiven Bedeutung der Botanischen Zionisten trugen sie indes auch handgreiflich zur Geschichte Palästinas (bzw. später Israels) bei. Die Untersuchung und Umgestaltung der hebräischen Flora reflektierte die Agenda des Botanischen Zionismus: Wälder wurden angelegt, neue Zier- und Nutzpflanzen eingeführt, einheimische Arten durch Züchtung optimiert. Wie das Projekt herausarbeitet, war diese „hebräische Flora“ in weiten Teilen das Ergebnis extensiver angewandter Forschung in landwirtschaftliche Versuchsstationen.

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