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Eine andere Soziologie der Solidarität. Gaston Richard (1860-1945)

Fachliche Zuordnung Soziologische Theorie
Förderung Förderung von 2014 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 245532768
 
1905 wurde Gaston Richard (1860-1945) der erste französische Universitätsprofessor für Soziologie. Zwi­schen 1895 und 1907 zählte er zu den wichtigsten Mitarbeitern von Emile Durkheim in L'Année Sociolo­gique. Von 1926 bis 1939 leitete er die von René Worms gegründete Revue Internationale de Sociologie und präsidierte das damit verbundene Institut International de Sociologie. Zusätzlich war Richard ein engagiertes Mitglied protestantischer Bewegungen im Rahmen des christlichen Sozialismus. Richards Werk (über 700 Veröffentlichungen in der Form von Büchern, Aufsätzen und Rezensionen) und Wirkung bleiben nach sei­nem Tod dennoch unberücksichtigt. Sein Begriff der Solidarität - der Kern seiner soziologischen Theorie - ist ebenfalls in der Fachliteratur kaum erwähnt. Die theoretischen Überlegungen Richards in den Debatten zwischen deutschen und französischen Soziologen über eine formalistische und angewandte Konzeption der Solidarität zugunsten der Analyse neuer Sozialitätsformen in den modernen Gesellschaften werden damit ausgeblendet. Das vorliegende Vorhaben setzt sich als Ziel, diese vergessene Soziologie der Solidarität in vier Hinsichten zu rekonstruieren: a) im Bezug auf Durkheims Begriff der Solidarität und die damit ver­bundenen Kontroversen über die Religionssoziologie der Durkheim-Schule, b) im Bezug auf die Konzeption der Solidarität und der Laizität bei den christlichen Sozialisten, c) im Bezug auf die deutschen formalisti­schen Soziologen und d) im Bezug auf die Fortsetzung Richards Fragestellung der Solidarität vor und nach dem Zweiten Weltkrieg. Methodologisch ruht das Vorhaben u. a. auf bis jetzt nicht erforschten Archivquellen, die den Weg für eine andere in deutsch-französischer vergleichender Perspektive Soziologiegeschichte und Sozialgeschichte der Solidarität im 20. Jahrhundert vorbereiten. Analytisch werden diese Quellen anhand von textometrischen Methoden bearbeitet, die es erlauben, semantische Entwicklungen von Begriffen und Theorien mit persönlichen und institutionellen Netzwerken zu vergleichen. Diese Analyse führt dazu, die Soziologie von Gaston Richard als eine deutsch-französische Kultursoziologie zu betrachten, die darauf abzielt, die Solidarität als Praxis von Relationen zu verstehen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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