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Sesselfelsgrotte VI - Naturwissenschaftliche Untersuchungen - Wirbeltierfauna 1
Antragstellerin
Professorin Dr. Gisela Freund
Fachliche Zuordnung
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung
Förderung von 2013 bis 2014
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 245587187
Die während der Grabungen 1964 bis 1977 und 1981 bis in 7m Tiefe erreichte Schichtenfolge der Sesselfelsgrotte enthielt in ihren etwa 35 sedimentologisch unterschiedenen Einheiten 25 Kulturhorizonte des Mittel- und Jungpaläolithikums (siehe Anlage, Profil). Der für die zahlreichen paläolithischen Fundstellen des unteren Altmühltals ungewöhnlich mächtige Schichtenkomplex, der den größten Teil des letzten Glazials repräsentieren dürfte, der ebenso ungewöhnliche Reichtum an Kulturresten (ein besonders typisches Beispiel stellen die sedimentologisch 5-fach gegliederten G-Schichten mit 11 aufeinander folgenden Micoquien-Inventaren dar), sowie die reichen faunistischen und botanischen Reste, sichern der Sesselfelsgrotte eine Sonderstellung im mitteleuropäischen Raum. Den 15 Grabungskampagnen folgte eine lange und derzeit noch nicht beendete Aufarbeitungs-, Auswertungs- und Publikationsphase. Zwei Habilitationsschriften (Bd. II, W.Weißmüller über die „Unteren Schichten“ des Moustérien und Bd. III, J.Richter über das Micoquien des G-Schichten-Komplexes) folgten zwei Dissertationen (Band IV, A. Dirian über das Jung- und Spätpaläolithikum und Bd. V, U. Böhner über die Schichten E2 bis E3). In diesen Bänden wurden die Befunde und Ergebnisse zu den lithischen Komplexen vorgelegt. Bd. I (G. Freund) enthielt unter Auswertung des gesamten Dokumentationsmaterials die Darstellung des Grabungsverlaufs und der Stratigraphie sowie die zeichnerische Wiedergabe aller wichtigen Profile.Für die Beendigung der Aufarbeitungs- und Publikationsphase verbleibt die Vorlage und Wertung der faunistischen und botanischen Reste sowie der Sedimente. Von den dafür vorgesehenen drei Bänden wird hiermit der erste (Sesselfelsgrotte VI) vorgelegt. Er ist den klimatisch besonders empfindlichen Kleinsäugern und niederen Wirbeltieren gewidmet und wird daher der Veröffentlichung aus den anderen Teildisziplinen vorgezogen, also auch der Großfauna, der ein eigener Band gewidmet sein wird. Um jedoch den Benutzern von Band VI den notwendigen Einblick in die Großfauna zu ermöglichen, hat R. Rathgeber eine vollständige Artenliste samt einer vorläufigen Wertung bereits hier veröffentlicht. Er hat auch eine einführende Darstellung von der Art der Bergung der Gesamtfauna, deren Auflistung und ihrer digitalen Erfassung gegeben. Ein weiterer Band wird, verursacht durch den Tod von A. von den Driesch, die derzeit noch fehlende Behandlung der Vögel enthalten, ferner die der Mollusken, der Holz- und Pollenreste und endlich der Sedimente. Die im Band VI behandelten und ausgewerteten Kleinsäuger und niederen Wirbeltiere entstammen dem ca. 1m mächtigen Sedimentpaket der von menschlichen Kulturresten nahezu freien aufeinanderfolgenden Schichten I, K und L. So sehr diese sedimentologisch unterschieden und gliederbar sind, so sehr unterscheidet sich auch die Tierwelt der sogenannten „Nagerschichten“. Schicht I als Referenz einer gemäßigten Phase (OIS III) sollte ein wahrhaft wichtiges Ergebnis sein. Der tiefere der ausgeprägten Nagerhorizonte, besonders an der Grenze von K zu L, wurde schon während der Grabungen als Niederschlag einer vermutlich OIS IV zuzuordnenden Kaltphase angesprochen. Ziel aller Bearbeiter aus den naturwissenschaftlichen Disziplinen ist die genauere Erfassung der Klimaschwankungen innerhalb der Würmeiszeit so, wie sie sich im 7m-Profil der Sesselfelsgrotte repräsentieren und wie sich dazu die menschliche Nutzung verhielt. So sollte die Sesselfelsgrotte eine Referenzstation spätpleistozäner Kultur- und Klimaentwicklung von weit überregionaler Bedeutung werden.
DFG-Verfahren
Publikationsbeihilfen
Beteiligte Person
Professor Dr. Ludwig Reisch