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Dokumentation und Auswertung der griechischen Inschriften Kretas (13.-17. Jh.)

Fachliche Zuordnung Alte Geschichte
Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Förderung Förderung von 2013 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 245593352
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt setzte sich zum Ziel, die griechischen Inschriften Kretas aus der Zeit der venezianischen Herrschaft (1211-1669) zum ersten Mal unter Verwendung einheitlicher wissenschaftlicher Standards umfassend zu dokumentieren und auszuwerten. Das Material, das in mehreren Kampagnen aufgenommen wurde, umfasst 472 Inschriften auf 333 Inschriftenträgern, in erster Linie Kirchen und Klöstern. Es handelt sich dabei überwiegend um gemalte oder gemeißelte Stifterinschriften, Deesisinschriften, Gedenkinschriften und Grabinschriften, einige von welchen zum ersten Mal publiziert werden. Der große Wert der Inschriften liegt u.a. darin, dass sie mehrheitlich fest datiert sind und somit die Voraussetzungen für weiterführende Forschungen im Bereich der bisher eher vernachlässigten Kreta-Studien in der Zeit der venezianischen Herrschaft schaffen. Im Hinblick auf die inhaltliche Auswertung der Inschriften können folgende, vorläufige Ergebnisse formuliert werden: Stifterwesen: die große Mehrheit der Stifterinschriften betrifft die Errichtung und/oder Ausmalung von sakralen Gebäuden. Motiviert wurden diese Stiftungen aus Dankbarkeit, Religiosität, der Hoffnung auf Seelenheil, wie auch aus dem Wunsch der Sicherung eines Grabplatzes heraus und der Kommemoration in der Liturgie. Es überwiegen dabei die Kollektivstiftungen. Stiftungen, die von nur einer Person getätigt wurden, kommen in großer Anzahl vor, dabei ist die Stiftertätigkeit von Frauen hervorzuheben, die aufschlussreich für ihre gesellschaftliche Stellung ist. Grundsätzlich spielen Kleriker und Mönche bzw. Nonnen als Stifter eine entscheidende Rolle und bilden fast die einzige Gruppe, die von der jeweiligen „Berufsbezeichnung“ begleitet wird. Fassbar sind des Weiteren zahlreiche Adlige. Auch wenn mehrere Namen auf die venezianische Abstammung vieler Stifter hinweisen und damit die Vermischung der Bevölkerung auch im Hinterland Kretas attestieren, ist nur ein Venezianer eindeutig als Stifter fassbar. Es handelt sich um den Prokonsul Francesco Morosini, der im 17. Jh. ein Aquädukt errichtete. Aktivität von Malereiwerkstätten: Die Angabe von Malernamen kombiniert mit festen chronologischen Daten sind ideale Voraussetzungen für die Untersuchung der Aktivität von Malereiwerkstätten auf Kreta. Insgesamt werden 16 Malernamen genannt, die teilweise jeweils in mehreren Kirchen auftauchen. Damit überliefern die kretischen Stifterinschriften die meisten namentlich genannten Maler des Byzantinischen oder ehemaligen Byzantinischen Reiches. Einige dieser Maler waren nachweislich Kleriker oder Mönche, in zwei Fällen handelt sich um Maler, die nicht aus Kreta stammten. Neben den von den Inschriften überlieferten Malernamen und chronologischen Angaben hat sich die Paläographie der Inschriften als ein wertvolles Zuschreibungs- und Datierungskriterium herausgestellt, das bisher in der Forschungsliteratur als solches kaum herangezogen wurde. Die Auswertung des Materials hat ergeben, dass die Maler die Stifterinschriften selbst schrieben. Griechisch-lateinische Beziehungen in politischer und religiöser Hinsicht: Während eine einzige Inschrift, in der Kirche des Erzengels Michael in Kavalariana (1327/8), sich positiv gegenüber den Venezianern äußert, beziehen sich 12 Inschriften auf die Regierungszeiten verschiedener paläologischer Kaiser und ignorieren damit die herrschende politische Realität. Zwei weitere Inschriften erwähnen lokale Archonten quasi als Herrscher. Bezüglich der religiösen Verhältnisse zwischen der orthodoxen Bevölkerung und den Katholiken ist auffallend, dass in einigen Fällen das orthodoxe Element selbstbewusst und in Abgrenzung zu den Katholiken betont wird. Auch wenn sie selten sind, belegen diese Inschriften die frühe konfessionelle Ausdifferenzierung, die auf Kreta stattfand.

 
 

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