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Die Wolgaregion als Indikator für die Sprachenpolitik im Vielvölkerreich Russland heute.Mehrsprachigkeit im Spannungsfeld von Republiken und Föderaler Ebene

Fachliche Zuordnung Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Förderung Förderung von 2013 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 245893150
 
Die Russische Föderation als offizieller Rechtsnachfolger der UdSSR versteht sich lt. Verfassung weiterhin als multiethnischer Staat, in dem die Prinzipien der Zwei- und Mehrsprachigkeit gelten. Jedoch traten seit der Jahrtausendwende sprachpolitische Maßnahmen in Kraft, welche auf einen sprachlich (russisch) basierten nation state fokussieren: so die Festsetzung der Kyrillica als alleinigen Alphabets für alle Staatssprachen der RF von 2002, das novellierte föderale Bildungsgesetz von 2007 (mit der Abschaffung der zuvor in den Republiken der RF rechtlich verankerten regionalen und nationalen Komponenten in Art. 7), die Einführung eines zentralisierten einheitlichen Staatsexamens nur in russischer Sprache von 2009, die Festsetzung föderaler Zielprogramme nur für das Russische, nicht aber für die Nationalsprachen u.a. Um diese Neuerungen werden heftige Debatten zwischen den Republiken und der föderalen Ebene geführt. Das Projekt setzt sich zum Ziel, den im Hinblick auf die nichtrussischen Nationalsprachen festzustellenden Richtungswechsel in der aktuellen Sprachenpolitik der RF zu analysieren. Dazu wird anders als in bisherigen Untersuchungen zur heutigen RF die Perspektive der Republiken, der wesentlichen Subjekte in föderalen Systemen, in den Mittelpunkt gerückt: Prüfstein für die Sprachenpolitik der RF ist der Föderationskreis Wolga mit sechs Republiken, der ein großes Spektrum an soziolinguistischen Republikprofilen umfasst, das Aussagen für die Sprachenpolitik auch in anderen Republiken der RF zulässt. Methodisch fokussiert das Projekt auf typologische Konzepte von Sprachsituation und auf computergestützte Diskursanalysen zur Sprachideologie: So werden die Konzeption, Implementierung und Umsetzung der aktuellen Sprachengesetze und -programme der Wolgarepubliken in ihrem (Spannungs)verhältnis zur Sprachenpolitik der föderalen Ebene untersucht; dies wird mit einer computergestützten Diskursanalyse der sprachbezogenen Debatten in den Wolgarepubliken einerseits und im Zentrum andererseits verbunden, um so den Umgang mit Mehrsprachigkeit im Vielvölkerreich de iure und de facto offenlegen zu können. Für die diskursanalytischen Untersuchungen zur Sprachideologie wird ein Computerkorpus aus Sprachprogrammen, Sprachdebatten und Leitfaden-Interviews mit sprachpolitischen Akteuren in den Republiken erstellt, das mit Software für die qualitative Datenanalyse (MAXQDA) bearbeitet und ausgewertet sowie in der Gesamtschau im Hinblick auf Inhalte und Argumentationsstrategien untersucht wird. Untersuchungsbereiche sind das Bildungswesen, das die nächsten Generationen des Vielvölkerstaates Russland prägt, und die Massenmedien, die breite Bevölkerungskreise erreichen.Das beantragte Projekt kooperiert eng mit Partnern in der Wolgaregion, vor deren Hintergrund es insgesamt Sprachenpolitik de iure und de facto in einem Vielvölkerstaat durchleuchtet, der als Mitglied des Europarates zur Bewahrung der kulturellen und sprachlichen Vielfalt verpflichtet ist.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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