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Innerstaatliches Land Grabbing im Jatropha-Anbau in Indien: Akteure, Prozesse und Auswirkungen
Antragstellerin
Dr. Anika Trebbin
Fachliche Zuordnung
Humangeographie
Förderung
Förderung von 2014 bis 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 246318921
Das Thema Land Grabbing hat in der öffentlichen und wissenschaftlichen Debatte in den vergangenen sechs Jahren große Popularität gewonnen. Benutzt wird der Begriff im Allgemeinen, um großflächige Landaneignungen durch einen ausländischen Investor zu beschreiben, der auf den betreffenden Flächen Nahrungsmittel oder Energiepflanzen zum Export in seinen Heimatmarkt produziert. Kritisch gesehen werden derartige Landtransaktionen vor allem aufgrund ihrer potentiell negativen Auswirkungen auf die lokal betroffene Bevölkerung, Ernährungssicherung. Detaillierte Studien lokaler Vorgänge sowie systematisierende Analysen des Land Grabbing Phänomens liegen bisher in sehr geringem Umfang vor und die definitorischen Grenzen des Begriffs sind sehr vage umrissen. So wird in der Land Grabbing Debatte bisher häufig übersehen, dass das Phänomen sowohl eine inter-/transnationale als auch eine innerstaatliche Dimension besitzt. Im Falle Indiens sind fast zweimal so viele Flächen von innerstaatlichen Land Grabbing Prozessen betroffen verglichen mit den Flächen, die sich indische Unternehmen vor allem in Afrika zur landwirtschaftlichen Produktion aneignen. Da dies nicht nur in Indien der Fall ist, sondern in einer Reihe anderer Länder, hat sich das vorliegende Forschungsvorhaben zum Ziel gesetzt, die Dimension innerstaatlicher Land Grabbing Prozesse zu untersuchen. Dabei konzentriert sich die Studie auf Flächen, die in Indien zum Zweck des Jatropha-Anbaus Gegenstand von Land Grabbing Prozessen werden, denn diese Flächen machen den überwiegenden Teil der in Indien von Land Grabbing betroffenen Flächen aus. Jatropha gilt als anspruchsloser Busch, dessen Samen aufgrund ihres hohen Ölgehaltes zu Biodiesel verarbeitet werden. Seitens des indischen Staates wird der Anbau dieser Kultur stark gefördert. Es wird angenommen, dass die im Jatropha-Anbau in Indien ablaufenden Land Grabbing Prozesse ihren Ursprung in dieser staatlichen Förderung der Biodieselproduktion haben. Damit ist das indische Beispiel vergleichbar mit anderen Ländern, in denen Kulturen zur Herstellung von Biodiesel von staatlicher Seite propagiert werden, etwa Ölpalmen in Indonesien und Malaysia. Land Grabbing Prozesse zum Anbau von Energiepflanzen und Erzeugung von Biokraftstoffen machen einen beachtlichen Teil der weltweiten Land Grabbing Prozesse aus. Allein auf die Kultur Jatropha vereinen sich etwa 18% der weltweit registrierten Land Grabbing Fälle. Das vorliegende Forschungsvorhaben untersucht damit nicht nur ein hochaktuelles und bisher zu wenig systematisch erforschtes Phänomen. Mit der Bearbeitung der indischen Fallstudie wird zudem die bisher zu wenig beachtete innerstaatliche Dimension von Land Grabbing Prozessen bearbeitet.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen