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Biolographes. Literarische Kreativität und biologisches Wissen im 19. Jahrhundert

Fachliche Zuordnung Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung Förderung von 2014 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 246483357
 
Die Erfindung des Wortes Biologie zu Beginn des 19. Jh. in Deutschland und Frankreich durch Treviranus und Lamarck indiziert die Ausbildung eines neuen Forschungsgegenstandes, der sogleich die Begeisterung von Wissenschaftlern und Schriftstellern weckt. Die französische Literatur eignet sich rasch biologisches Wissen an, verwendet es in mehr oder minder getreuer Weise, kommentiert es, erweitert es und findet darin Themen und Formen. Dadurch befördert sie die Verwandlung dieses Wissens in einen umfassenden kulturellen Sachverhalt durch Diskurse, die ihrerseits das Denken der Wissenschaftler beeinflusst haben. Diese Wissenszirkulation wollen wir untersuchen, indem wir uns auf die biologischen Wissensbestände konzentrieren, weil die Erfindung des Begriffs (in Abkehr von der älteren Naturgeschichte) das Entstehen eines neuen disziplinären Bewusstseins anzeigt und weil wir damit die Transformationen eines grundlegenden, an die Auffassung vom Lebendigen geknüpften Wissens berühren, wo die bisherige Forschung eher andere Wissensformen (Physik, Mathematik, Medizin, Geologie) oder das Aufkommen der Technik privilegiert hat. Biolographes möchte durch die Erstellung einer Referenzstudie über den Einfluss des biologischen Wissens auf das literarische Schaffen im französischen 19. Jh. eine wichtige Lücke schließen. Diese Studie fällt in den Bereich einer interdisziplinär geöffneten Literaturwissenschaft und richtet sich an Literaturwissenschaftler wie an Kultur- und Wissenschaftshistoriker. Zu diesem Zweck wollen wir, unter Berücksichtigung bekannter und unbekannter Autoren, publizierter und nicht-publizierter Texte, ein repräsentatives Korpus von literarischen Texten erstellen, die sich mit biologischem Wissen befassen. Diese Dokumente sollen durch Textanalysen erschlossen werden, mit dreifacher Zielsetzung:- Analyse der Wege und Modalitäten, durch die biologisches Wissen von Schriftstellern rezipiert wurde,- Analyse von Gebrauch und Funktion biologischen Wissens in den Werken unter thematischem (wovon sprechen sie, mit welchen epistemologischen Implikationen?), pragmatischem (mit welchen Wirkungen?) und formalem Aspekt (Prozesse der Literarisierung, narrative und poetische Produktivität, strukturierende Wirkung des Wissens); dies setzt auch die Beschreibung der ideologischen und rhetorischen Dimensionen des Wissens voraus (der Bezug auf Biologie kann anderen, philosophischen, rassistischen, politischen und ästhetischen Argumenten dienen),- Untersuchung der zeitlichen und konzeptuellen Parallelen und Diskrepanzen zwischen Wissenschaftsgeschichte und Literatur.Die Beantragung dieses Projekts in einem deutsch-französischen Programm rechtfertigt sich aus der Natur des Gegenstandes. Denn ohne andere, teils besser erforschte Einflüsse (Darwin) zu ignorieren, kann dieses Vorhaben nicht durchgeführt werden ohne die Berücksichtigung des bedeutenden Einflusses deutscher Wissenschaftler (insbes. Haeckels) auf französische Schriftsteller.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Frankreich, Schweiz
 
 

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