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Neue Religiositäten in der Türkei: Wiederverzauberung in einem säkularisierten muslimischen Land?

Antragsteller Dr. Alexandre Toumarkine
Fachliche Zuordnung Religionswissenschaft und Judaistik
Förderung Förderung von 2014 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 246749133
 
"Neue Religiositäten" haben sich als fruchtbares Konzept für das Studium von Vorstellungen und Praktiken verbunden mit New Age, moderner Esoterik, Hinduismus und Buddhismus etabliert. Diese neuen Religiositäten gelten als Nebeneffekt der Säkularisierung, Individualisierung und Globalisierung westlicher Gesellschaften. Nicht-westliche Gesellschaften und speziell die muslimische Welt werden in diesen Debatten ignoriert, sowohl aufgrund des Mangels an Daten als auch der Annahme eines Fehlens solcher Prozesse in diesen Kulturen.Unser Projekt beabsichtigt die Erforschung der Entwicklung neuer Religiositäten in der Türkei, einem säkularisierten muslimischen Land, dessen rechtlicher Rahmen für Religion mit Bezug auf den französischen Laizismus gestaltet wurde. Neue Religiositäten sind in der Türkei weit verbreitet, aber weitgehend unerforscht, zum Einen, da lokale Forscher ihnen meist feindlich gesinnt sind oder sie geringschätzen, und zum Anderen, da Islamwissenschaft und Turkologie sie für unzureichend "authentisch" halten, um der Erforschung Wert zu sein.Das Projekt ist als interdisziplinäres Forschungsprogramm für unsere Gruppe von 25 Forschern verschiedener Disziplinen gestaltet. Wir werden Theorien und Methoden der Religionswissenschaft, Geschichte, Anthropologie, Soziologie und Literaturwissenschaft anwenden. Das Arbeitsprogramm ist entlang theoretischer und methodologischer Fragen konzipiert und soll die Forscher dazu bewegen, sich mit Theorien und Methoden jenseits ihrer Disziplin auseinanderzusetzen.Das Projekt soll dazu beizutragen, wichtige deutsche und französische akademische Diskurse zu integrieren. Während deutsche Forschung in Frankreich bisher unbekannte grundlegende Arbeiten zu neuen Religiositäten angestellt hat, würde sie selbst von modernen und postmodernen französischen Kritiken an Säkularisierung und Moderne profitieren. Das Projekt wird dazu beitragen, Grundlagen zu schaffen für ein globales und komparatistisches Verständnis neuer Religiositäten, das für die Konzepte der Säkularisierung, Individualisierung und Globalisierung zentral ist. Wir werden die Ergebnisse als Teil eines theoretischen und vergleichenden Unterfangens nutzen, um die diesen Konzepten unterliegenden essentialistischen Annahmen zu hinterfragen, soweit sie sich auf die Hypothese eines Exzeptionalismus des christlichen Europa und die angebliche "Natur" muslimischer Kulturen beziehen. Diese kritische Haltung wird es uns auch ermöglichen, eine Dekonstruktion des Konzepts des "Türkischen" vorzunehmen, die einen positiven Einfluss auf die türkische Debatte nehmen soll. Ferner werden wir zu den akademischen Diskursen bezüglich der Konstruktion von Identität, Zirkulation, religiöser Autorität, Gender im Islam sowie der Definition und Grenzen von Religion beitragen. Institutionell wird unser Projekt die vielversprechenden grenzüberschreitenden Beziehungen zwischen den im Projekt involvierten jungen Forschern und Forschungszentren stärken.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Frankreich
 
 

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