Kompetenzentwicklung in Englisch in der dualen Berufsausbildung: Macht eine Stunde einen Unterschied?
Zusammenfassung der Projektergebnisse
In einer globalisierten Welt, in der Anforderungen an Fremdsprachenkenntnisse in der lingua franca Englisch zunehmend alle Lebensbereiche betreffen, stellt sich die Frage, wie junge Menschen in der dualen Berufsausbildung – einer bisher vergleichsweise wenig empirisch untersuchten Institution des deutschen Bildungssystems – hierauf angemessen vorbereitet werden können. Die Studie „Englischlerngelegenheiten in der dualen Berufsausbildung – ElBa“ beschäftigt sich daher mit den individuellen, berufsschulischen und betrieblichen Bedingungsfaktoren der Entwicklung von Fremdsprachenkompetenzen (Fähigkeiten und Motivation) in Englisch. Vor dem Hintergrund bildungspolitischer Bemühungen in Baden-Württemberg zur Etablierung verpflichtenden, einstündigen Englischunterrichtes in allen Ausbildungsberufen, liegt dabei ein besonderes Augenmerk auf den Effekten variierender Stundenumfänge (kein Englisch, 1 oder 2 Stunden wöchentlich). Nach einer Vorstudie zur Gewinnung von Hintergrundinformationen und zur Studienorganisation wurde eine Längsschnittstudie mit drei Messzeitpunkten am Anfang des 1. Ausbildungsjahres (Dezember 2014), am Ende des 1. Ausbildungsjahres (Juli 2015) und am Ende des 2. Ausbildungsjahres (Juli 2016) durchgeführt, in der Leistungstests, Schüler- und Lehrerfragebögen zum Einsatz kamen. Mit 66 Berufsschulklassen und insgesamt n = 1404 Auszubildenden aus drei Berufen (302 angehende Industriekaufleute, 468 Kaufleute für Büromanagement, 634 IndustriemechanikerInnen) lag die Stichprobengröße aufgrund organisatorischer Schwierigkeiten unter der intendierten Stichprobengröße, was besonders auf die Bedingungen „kein Englischunterricht“ und „2 Stunden“ zutraf. Latente Wachstumskurvenmodelle zeigten für die Entwicklung der Leistungen (C-Tests und Hörverstehen) allenfalls geringfügige Anstiege über die Zeit. Zwar lag bedeutsame interindividuelle Varianz in den Veränderungsraten vor, jedoch ließ sich diese weder durch soziodemographische und (englischbezogene) bildungsbiographische Merkmale der Auszubildenden, noch durch die Berufe oder die Stundenumfänge erklären. Auch erste Analysen zu fachunabhängigen und fachdidaktischen Unterrichtsqualitätsmerkmalen konnten nur wenig zur Varianzaufklärung in der Leistungsentwicklung beitragen. Anders als für die objektiven Tests konnte für das subjektive Erleben ein positiver Effekt des Berufsschulenglischunterrichts festgestellt werden: Während die Gruppe ohne Englischunterricht Verschlechterungen seit Ausbildungsbeginn in einer Reihe von Teilfähigkeiten wahrnahmen, nahmen diejenigen mit Englischunterricht vor allem in den Bereichen berufsbezogener Wortschatz und interkulturelles Wissen Verbesserungen wahr. Für die Entwicklung der Motivation, z.B. der Nützlichkeitswert der Fremdsprache, ließen sich negative Trends im Verlaufe der Ausbildung feststellen, die jedoch weniger stark ausfielen, wenn in den Betrieben zumindest gelegentlich Englisch gefordert war. Deskriptive Befunde zeigen jedoch, dass dies nur bei relativ wenigen Auszubildenden im Berufsalltag zutrifft. Angesichts der Bedingungen der Studie, die besonders günstig für die Detektion positiver Effekte sein dürften (Messwiederholungsdesign, positive Selbstselektion in die Studie seitens der Schulen und Auszubildenden, Berufe mit augenscheinlich vergleichsweise hoher Relevanz der Fremdsprache), dürfte ein flächendeckender, berufsübergreifender Englischunterricht daher an Herausforderungen stoßen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(September, 2017). Development of English competence at vocational schools depending on number of lessons and profession. 17. EARLI (European Association for Research on Learning and Instruction) Conference in Tampere
Rätzer, C., Canz, T., & Jonkmann, K.
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(September, 2018). Englischkompetenzentwicklung während der dualen Berufsausbildung in Abhängigkeit von dem Ausbildungsberuf und dem Stundenumfang des Englischunterrichts. 51. Kongress der DGPs (Deutsche Gesellschaft für Psychologie) in Frankfurt a.M.
Rätzer, C., Canz, T., & Jonkmann, K.