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Syntaxbezogene Didaktik der Großschreibung
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professorin Dr. Iris Rautenberg; Dr. Stefan Wahl
Fachliche Zuordnung
Allgemeines und fachbezogenes Lehren und Lernen
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung
Förderung von 2013 bis 2016
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 247372975
Die Beherrschung der Orthographie ist eine wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche Partizipation an unserer literaten Gesellschaft. Doch gerade im Bereich Rechtschreibung weisen viele Schüler/innen gravierende Defizite auf. Die satzinterne Groß-/Kleinschreibung (GKS) stellt dabei eine der Hauptfehlerquellen dar. Angesichts der Tatsache, dass die GKS ab dem zweiten Schuljahr regelmäßig Thema des Rechtschreibunterrichts ist, überrascht dieses Ergebnis und gibt Anlass, die aktuelle Didaktik der GKS kritisch zu überprüfen. Traditionell wird im Unterricht der Grundschule die Großschreibung an semantische Merkmale der Wortart Substantiv gebunden. Diese Didaktik verstellt jedoch den Blick auf die Funktion der satzinternen Großschreibung, bei der es sich nicht um eine lexikalische, sondern vielmehr um eine syntaktische Markierung der Schrift handelt. Eine Alternative zu einem wortartbezogenen Vorgehen stellt der syntaxbezogene Ansatz dar, in dem die Bindung der Großschreibung an Wortarten aufgehoben wird: Großgeschrieben werden nicht Substantive, sondern die Kerne von Nominalphrasen, die durch Attribute erweiterbar sind. Einzelfallbeobachtungen deuten darauf hin, dass dieser Ansatz nicht nur theoretisch-didaktisch, sondern auch empirisch überlegen ist. Experimentelle Untersuchungen, die die Effektivität des syntaktischen Ansatzes belegen, fehlen jedoch bisher.Ziel dieses Projekts ist deshalb die empirische Evaluation der syntaxbezogenen Didaktik der GKS unter realen Bedingungen der schulischen Praxis. Hierzu werden in einer experimentellen Prä-Post-Follow-up-Studie die produktiven und metasprachlichen Leistungen von Zweitklässler/innen, die nach zwei verschiedenen Varianten dieses Ansatzes unterrichtet werden (Experimentalgruppen 1 und 2, jeweils 10 Klassen) mit den Leistungen von Kindern verglichen, die Unterricht nach dem herkömmlichen, wortartbezogenen Ansatz erhalten (Kontrollgruppe 1, 10 Klassen). Zusätzlich wird in einem quasi-experimentellen Vergleich eine zweite Kontrollgruppe von fünf 6. Klassen untersucht, die die GKS wortartbezogen gelernt haben. Um die Stichprobe für die Studie zu gewinnen, wird zunächst eine Kurzbefragung mit 150 Grundschullehrer/innen zur Didaktik der GKS durchgeführt und anschließend aus dieser Stichprobe die beiden Experimental- und eine Kontrollgruppen gezogen. Die Lehrer/innen aus den Experimentalgruppen setzen sich im Rahmen eines Workshops intensiv mit dem syntaxbezogenen Ansatz auseinander und erarbeiten gemeinsam mit dem Projektteam Unterrichtsmaterialien und -methoden. Diese werden anschließend über einen Zeitraum von drei Monaten im Unterricht eingesetzt, während die Kontrollgruppe 1 über den gleichen Zeitraum herkömmlich wortartbezogen unterrichtet wird.Um eine Dissemination der Forschungsergebnisse in die Praxis und Fachdidaktik zu erreichen, findet am Ende des Projekts eine Praxistagung für interessierte Lehrkräfte, Vertreter/innen der Schuladministration sowie Sprachdidaktiker/innen statt.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen