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Entwicklung von Ungerechtigkeitssensibilität im jungen Erwachsenenalter

Fachliche Zuordnung Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Förderung Förderung von 2014 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 248026577
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das vorliegende Projekt untersuchte, wie alltägliche Erfahrungen sich in der Veränderung relativ überdauernder Persönlichkeitsdispositionen niederschlagen können. Dafür wurde eine längsschnittliche Studie mit vier Messzeitpunkten über ein Jahr umgesetzt, die ebenfalls eine Phase intensiver Erhebung täglicher Erfahrungen beinhaltete. Die Interpretation der Ergebnisse dieser Studie wurde zusätzlich durch zwei experimentelle Studien untermauert. Der inhaltliche Fokus lag auf der Disposition der Ungerechtigkeitssensibilität, differenziert in die Perspektiven der Opfersensibilität, Beobachter-, Nutznießer- und Tätersensibilität. Personen unterscheiden sich systematisch, wie stark sie auf Ungerechtigkeit reagieren, die ihnen selbst widerfährt oder die andere betrifft. Die Forschungsfrage war, wie Erleben von und Nachdenken über tagtägliche Fälle von Ungerechtigkeit die Sensibilität gegenüber Ungerechtigkeit kurz- und längerfristig verändern kann. Die umgesetzten Studien legen nahe, dass es kurzfristige Auswirkungen des Erlebens von Ungerechtigkeit und Nachdenkens darüber gibt. Im Falle der Opferperspektive kann hier von einem „Teufelskreis“ gesprochen werden, insofern Erleben von Ungerechtigkeit die Wahrscheinlichkeit erhöht, am nächsten Tag über Ungerechtigkeit nachzudenken, was wiederum die Wahrscheinlichkeit erhöht, am darauffolgenden Tag erneut Ungerechtigkeit wahrzunehmen. Kurzfristig führt das Erleben von Ungerechtigkeit aus der Opferperspektive außerdem zu Ärger. Protest folgt insbesondere dann, wenn die betroffene Person davon ausgeht, dass es Gelegenheit zum Protest geben wird. Ist dies der Fall, dann verwendet sie möglicherweise Gedanken und Konzentration zur Planung des Protests. Diese Befunde sind Anwendungsrelevant insofern, als dass Erleben von Ungerechtigkeit möglicherweise zu Einbußen in anderen Tätigkeitsbereichen führen könnte, wenn darüber nachgedacht und Protest geplant wird. Längerfristig ist häufiges Erleben von und Nachdenken über Ungerechtigkeit ein Faktor, der zur Sensibilisierung für eigene Nachteile führen kann. Insbesondere zu Beginn eines neuen Lebensabschnitts, wie dem Beginn des Studiums, können Erfahrungen entscheidend sein dafür, wie Opfersensibel eine Person über die Zeit wird. Für die Anwendung scheint es deshalb besonders wünschenwert, häufige Erfahrungen von Ungerechtigkeit zu Beginn des Studiums zu vermeiden, um hohe Ausprägungen von Opfersensibilität zu vermeiden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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