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Reformatorische Bildkonzepte - Visualität und Visualisierung im Kontext der lutherischen Konfessionalisierung

Fachliche Zuordnung Kunstgeschichte
Förderung Förderung von 2006 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 24818209
 
Erstellungsjahr 2007

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die wichtigsten Ergebnisse konnten hinsichtlich der Beurteilung der Leistungsfähigkeit der menschlichen Sinne durch Luther erzielt werden. Die Auswertung der Schriften des Reformators mithilfe der Datenbank zur Weimarer Werkausgabe offenbarte eine positive Beurteilung des Sehsinns auch im Kontext von Glaubenserkenntnis. Das Hören rückt auch für Luther in der Hierarchie der Sinne nicht an die erste Stelle vor das Sehen. Die richtige Beurteilung der Unzulänglichkeit aller menschlichen Sinnesleistungen ebenso die Disziplinierung der Sinne und ihre Unterwerfung unter den göttlichen Willen sind Voraussetzung für den „richtigen" Einsatz der Sinne. Der Glaube verändert die Sinnesleistungen, er ermöglicht ein tiefergehendes Sehen, er ermöglicht die Verinnerlichung des Sehens, ein Sehen mit dem Herzen. In der Konsequenz ergibt sich zwangläufig auch eine positive Beurteilung des Mediums Bild, das dem Wort grundsätzlich nicht nachgeordnet wird. Die spezifischen Möglichkeiten des Bildes auch die emotionale Wirkungsfähigkeit werden von den Protestanten in Abgrenzung zu den Reformierten genutzt; das Bild wird zum Erkennungszeichen der Protestanten. Ein zweites Hauptaugenmerk der Forschungen lag in der Folge auf den innerbildlichen Aussagen zum Sehen. Als selbstflexive Aussage gibt das Bild der für seine Wahrnehmung notwendigen Rezeptionsleistung eine positive Definition. Die Bilder nutzen Strategien des spätmittelalterlichen Andachtsbildes. Disziplinierungen erfährt der Betrachter einerseits über das Wort in Predigt und katechetischem Schrifttum, andererseits innerbildlich über positive Identifikationsmodelle, die den Glauben als Ausgangspunkt für das wahre Sehen vorgeben. Einen weiteren Ansatzpunkt für die Definition des Bildgebrauchs im lutherischen Kontext fand sich in dem Motiv des „Bildes im Bild", Das Bild wird wie die gottesdienstlichen Handlungen zum sichtbaren Erkennungszeichen der wahren Kirche. Eine Analyse der Verwendung des Bildes im Bild, die dort vorgeführte Ikonographie, die Einbindung des Bildes im Handlungsraum der Gemeinde geben den Ansatzpunkt für die Fortführung der Forschungsarbeit.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Raumsymbolik in lutherischen Bildern. Von Irdischer Realität und Himmlischem Geheimnis, in: Konfessionen im Kirchenraum. Dimensionen des Sakralraums in der Frühen Neuzeit, Tagungsbd., hg. von Susanne Wegmann/Gabriele Wimböck, Korb 2007, S. 11-30
    Susanne Wegmann
 
 

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