Detailseite
Projekt Druckansicht

Klimawandel im Kontext multipler Risiken im Hochgebirge. Verwundbarkeiten, Anpassungskapazitäten und menschliche Sicherheit in Nager (Karakorum), Pakistan.

Fachliche Zuordnung Humangeographie
Förderung Förderung von 2013 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 248499806
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Ergebnisse des Forschungsprojektes zeigen, dass für die Analyse und Bewertung aktueller Klimaauswirkungen für landwirtschaftlichen Praktiken und Lebenssicherungsstrategien eine ganzheitliche Betrachtungsweise lokaler Dynamiken und Prozesse unabdingbar ist, welche die vielfältigen und miteinander verwobenen sozialen, ökonomischen, politischen und ökologischen Veränderungsprozesse gleichermaßen berücksichtigt. Eine solch ganzheitliche Betrachtungsweise verfolgte das Projekt mithilfe eines Assemblage-Ansatzes, der landwirtschaftliche Systeme als komplexe heterogene Gefüge versteht, deren Veränderungsprozesse stets durch eine Vielzahl von Akteuren und Elementen koproduziert werden. Durch die Auflösung konventioneller Dualismen (Natur–Gesellschaft, materiell–immateriell, lokal–regional) werden so sehr unterschiedliche Prozesse analytisch verknüpft und vergleichbar gemacht, wodurch eine konzeptionell relativ unvoreingenommene Bewertung der lokalen Bedeutung bzw. Relevanz aktueller Klimaänderungen ermöglicht wird. In der Humangeographie werden Assemblage-Ansätze derzeit rege diskutiert, allerdings fehlt es noch weitgehend an konkreten Ideen und Beispielen, wie diese Konzepte für die empirische Forschung anwendbar gemacht werden können. Durch die Operationalisierung des Assemblage-Ansatzes für die Analyse kleinbäuerlicher Landwirtschaft im Hochgebirge einerseits und der Auswirkungen von Klimaänderungen andererseits leistet das Projekt somit einen wertvollen Beitrag für die geographische Mensch-Umwelt- und Entwicklungsforschung. Auf Basis dieses im Projekt weiterentwickelten Ansatzes zeigt eine detaillierte empirische Untersuchung in der Hochgebirgsgemeinde Nager, dass lokale Auswirkungen des Klimawandels zwar bereits spürbar sind, aber bisher durch andere Prozesse des sozial-ökologischen Wandels stark überlagert wurden und somit – zumindest bisher – von relativ geringer Bedeutung für die landwirtschaftlichen Praktiken und Lebenssicherungsstrategien der Bevölkerung waren. Dabei tragen ausführliche Analysen zum lokalen zur regionalen Erkenntniserweiterung der Klimawandelforschung im westlichen Karakorum bei. Es zeigt sich, dass aktuelle Klimatrends hier – im globalen Vergleich – überraschend stark ausgeprägt sind, wenn auch ein tiefgreifender sozioökonomischer und politischer Wandel die lokalen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte weitaus stärker geprägt hat. Mit dem Fokus auf Nager konnte das Projekt eine bisher in sozialwissenschaftlichen Forschungen weitgehend vernachlässigte Untersuchungsregion näher beleuchten. Die erfolgreichen Feldforschungskampagnen konnten zeigen, dass Pakistan zu unrecht häufig als bezüglich der Sicherheit generell problematisches Land eingeschätzt wird. In der Region Gilgit-Baltistan ist – wie in vielen anderen Teilen des Landes – Feldforschung sehr gut möglich und für wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse über diese Region unersetzlich.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2015): Pamirian crossroads: Kirghiz and Wakhi of High Asia. Wiesbaden: Harrassowitz
    Kreutzmann, H.
  • (2016): From Himalayan Dilemma to climate change dilemma? Challenges for high mountain development. In Mainali, K. & Sicroff, S. (Hrsg.): Jack D. Ives, montologist: Festschrift for a mountain advocate. Lalitpur: Himalayan Association for the Advancement of Science, S. 116–136
    Kreutzmann, H.
  • (2016): Glacier thinning and adaptation assemblages in Nagar, northern Pakistan. Erdkunde 70 (2), S. 215–140
    Spies, M.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.3112/erdkunde.2016.02.02)
  • (2017) Changing assemblages of high mountain farming in Gilgit-Baltistan. Lahore Journal of Policy Studies 7 (1) 65–76
    Spies, M.
  • (i.E.): Multiple ‚Aktanten’ des landwirtschaftlichen Wandels im pakistanischen Karakorum: Das Beispiel Kartoffelanbau in Hopar, Nagar. In: Geographien Südasiens 8
    Spies, M.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.11588/xabooks.300.408)
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung