Zerebrale Oxymetrie nach Herz-Kreislauf-Stillstand
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Intrakranielle Blutungen wie die spontane Subarachnoidalblutung (SAB) und die spontane intrazerebrale Blutung (ICB) sind katastrophale Ereignisse für die Betroffenen. Etwa ein Drittel der Patienten mit ICB und SAB versterben innerhalb der ersten 3 Monate nach der Hirnblutung, und die Mehrheit der Überlebenden hat ein hohes Maß an Behinderung zu erwarten. Patienten mit guten Chancen auf Erholung sollten nicht unterbehandelt werden, und umgekehrt sollten Patienten mit sehr geringen Überlebenschancen nicht unnötiger invasiver Therapie ausgesetzt werden. Deshalb ist die frühe und akkurate Prognosestellung ethisch, medizinisch und auch wirtschaftlich von höchster Bedeutung. Neben der möglichst frühen Prognosestellung ist es geboten, Faktoren zu identifizieren, die das klinische Ergebnis nach Hirnblutungen beeinflussen, aber erst spät, d.h. nach Krankenhausaufnahme, auftreten, und somit durch therapeutische Interventionen angegangen werden können. Der FRESH Score, Ultra-frühe, umfassende und unkomplizierte Prognosefindung bei Patienten mit SAB: Der FRESH Score wurde entwickelt als multimodales Prognoseinstrument, d.h. er quantifiziert das klinische Ergebnis in den Kategorien a) Funktion (körperliche Behinderung), b) Kognition, c) Lebensqualität, jeweils ein Jahr nach der Blutung. Der Score wird mittels klinischer Informationen erhoben, die bereits innerhalb der ersten 48 Stunden nach Krankenhausaufnahme des Patienten vorliegen, und kann somit als Prognoseindikator früh im Behandlungsprozess einbezogen werden können. FRESH wurde in einem großen Patientenkollektiv entwickelt (n=1526) und in einer externen Patientenkohorte erfolgreich validiert. Eine Smartphone App wurde zwecks unkomplizierter Score-Berechnung entwickelt, und steht im Apple App Store zum kostenfreien Download zur Verfügung: https://itunes.apple.com/us/app/fresh-score/id1015675236?mt=8 „Verzögerter“ Ventrikeleinbruch bei Patienten mit ICB: Verzögerter Ventrikeleinbruch von ICBs wurde in einer Vorgängerstudie als hochprävalentes Phänomen dargestellt mit ungünstigem Effekt auf das klinische Ergebnis. Unsere Studie, 2015 im Journal „Neurology“ veröffentlicht, zeigte, dass es sich bei der sogenannten „Verzögerung“ im Wesentlichen um ein Timing-Artefakt handelt, d.h. Patienten mit verzögertem Ventrikeleinbruch gelangen im Schnitt früher ins Krankenhaus und erhalten das Aufnahme-CT des Gehirnschädels früher als andere Patienten mit ICB, bei denen der Ventrikeleinbruch bereits bei Aufnahme gegeben ist. Nur in einem geringen Anteil derjenigen mit verzögertem Ventrikeleinbruch handelt es sich um eine echte zeitliche Verzögerung in Relation zum Beginn der Symptome. In diesen wenigen Patienten scheint der unzureichende Ausgleich gestörter Blutgerinnung - nach therapeutischer oraler Antikoagulation im Vorfeld der Erkrankung - eine Rolle zu spielen. Zukünftige Studien sollten sich diesem recht seltenen, aber relevanten Phänomen des echt verzögerten Ventrikeleinbruchs widmen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- Comments on the Risk Stratification for the In-Hospital Mortality in Subarachnoid Hemorrhage: The HAIR Score. Neurocrit. Care. Publ. 2015
Witsch J, Lahiri S, Meyers E, Frey H-P, Claassen J
(Siehe online unter https://dx.doi.org/10.1007/s12028-014-0090-9) - Cortical alterations in a model for absence epilepsy and febrile seizures: in vivo findings in mice carrying a human GABA(A)R gamma2 subunit mutation. Neurobiol. Dis. 2015; 77: 62–70
Witsch J, Golkowski D, Hahn TTG, Petrou S, Spors H
(Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.nbd.2015.02.018) - Intraventricular hemorrhage expansion in patients with spontaneous intracerebral hemorrhage. Neurology 2015; 84: 989–94
Witsch J, Bruce E, Meyers E, Velazquez A, Schmidt JM, Suwatcharangkoon S, et al.
(Siehe online unter https://doi.org/10.1212/WNL.0000000000001344) - Prognostication of long- term outcomes after subarachnoid hemorrhage: The FRESH-score. Annals of Neurology 2016; Apr 30
Witsch J, Frey HP, Patel S, Park S, Lahiri S, Schmidt JM, et al.
(Siehe online unter https://doi.org/10.1002/adma.201505823) - Continuous EEG in Neurological-Neurosurgical Intensive Care: Applications and Value. In: Youmans and Winn Neurological Surgery, McAllister, J. P., R. Eskandari, and D. D. Limbrick, 7th edition. Elsevier, 2017
Witsch J, Meyers E, Claassen J
- Multimodality Monitoring Correlates of Seizures. In: Varelas P., Claassen J. (eds) Seizures in Critical Care. Current Clinical Neurology. Humana Press, Cham, 2017; pp 91-102
Witsch J, Morris N, Roh D, Frey H-P, Claassen J
(Siehe online unter https://doi.org/10.1007/978-3-319-49557-6_6)
