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Ordnungsvorstellungen religiöser Eliten in Südosteuropa
Antragsteller
Dr. Jochen Töpfer
Fachliche Zuordnung
Empirische Sozialforschung
Soziologische Theorie
Soziologische Theorie
Förderung
Förderung von 2014 bis 2019
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 249166551
Das Thema Religion in der Gesellschaft erfreut sich heute einer breiten Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit und in der Sozialwissenschaft. Das Zusammenwachsen eines multireligiösen Europas durch die Erweiterung der Europäischen Union, teilweise gewaltsame Konflikte mit religiösem Hintergrund in Südosteuropa und aktuelle Ereignisse in der arabischen Welt geben dem Spannungsfeld Religion, Politik und Bevölkerung die empirische Basis, die Aufmerksamkeit zu begründen als auch die Relevanz einer wissenschaftlichen Untersuchung zu belegen. Das vorliegende Projekt fragt nach Integrations- und Konfliktpotentialen von Religion in der südöstlichen Region Europas, einem traditionell multireligiösen Gebiet. Hier sind verschiedene Ausprägungen des Christentums und des Islams seit Jahrhunderten vertreten. Aus welchen Gründen sind einige Gesellschaften von religiösen Konflikten bedroht, andere mit ähnlich differenzierter Struktur der Glaubensgemeinschaften jedoch nicht? Sind Ursachen den Akteuren im Bereich selbst zuzuordnen oder eher in der Verbindung mit religiös-externen Gründen wie politischen und ökonomischen Einflussfaktoren zu sehen? Aufgrund ihrer jeweils spezifischen Struktur des religiösen Feldes in einem geographischen Raum entfiel die Fallauswahl auf Albanien, Mazedonien und Slowenien.Zentrale Quelle aktueller Interpretation von traditioneller Religion sind religiöse Würdenträger. Sie repräsentieren ihre Glaubensgemeinschaft nach außen und erklären die Inhalte der Religion intern für Anhänger des Glaubens. Damit sind religiöse Eliten in ihrer Gemeinschaft als Multiplikatoren von Wertvorstellungen akzeptiert und wirken darüber hinaus mit der Verlautbarung ihrer Einstellungen und mit ihren Verhaltensweisen auf weite Teile der Bevölkerung. So soll im hier vorgestellten Vorhaben die Erfassung von zentralen Einstellungstypen jener Würdenträger zum Spannungsfeld Religion, Politik, Gesellschaft in multireligiösen Staaten Südosteuropas im Fokus stehen, um in einem ersten Schritt der Klärung des Konfliktpotentials von Religion näher zu kommen. Zur Erfassung der Einstellungstypen wird eine im Vergleich noch junge qualitative Methode herangezogen, die sich explizit auf den internen Referenzrahmen der Befragten bezieht (Q-Methode). Weitere Vorteile des Verfahren liegen gerade bei der Bearbeitung explorativer Fragestellungen und der Durchführung von Untersuchungen in fremden Kulturen. Religiöses Konfliktpotential innerhalb einer Gesellschaft wäre zunächst gegeben, wenn gesellschaftliche Ordnungsvorstellungen religiöser Würdenträger untereinander stark divergieren (Unterscheidung zwischen intra- und interreligiösem Vergleich). Anschließend werden die erhobenen Einstellungen der Vertreter der Religionen mit den Vorstellungen der Bevölkerung zum Thema und den aktuellen rechtlichen und faktischen Gegebenheiten im Bereich Religion und Politik abgeglichen, um dem Einfluss relevanter intervenierender Variablen auf religiöses Konfliktpotential Rechnung zu tragen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen