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Praktiken der ethnischen Ent/Differenzierung im zeitgenössischen deutschen Sprechtheater

Fachliche Zuordnung Theater- und Medienwissenschaften
Förderung Förderung von 2014 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 249605544
 
Das Projekt untersucht Praktiken des zeitgenössischen deutschen Sprechtheaters als Modell für alltägliche Praktiken der Ent/Differenzierung im Hinblick auf die soziale Kategorie der Ethnizität. Diese Untersuchung ist zum einen möglich, weil Akteure im Rahmen einer Theateraufführung und im Alltagsleben mithilfe analoger Praktiken Habitus, Gestus, Stimmlichkeit etc. mit ihrer Körperlichkeit gemäß ethnischer Zuschreibungsmuster zur In/Kongruenz bringen; zum anderen, weil Schauspieler diese alltäglichen Praktiken sozialer Kategorisierung professionalisiert haben, indem sie allabendlich im Material ihrer eigenen Existenz Figuren hervorbringen und dabei je nach Besetzung und Rollenvorgabe regelmäßig durch soziale Kategorisierung hervorgebrachte Grenzen überschreiten. Von besonderem Interesse sind den hegemonialen Diskursen zuwiderlaufende theatrale Praktiken der ethnischen Entdifferenzierung, welche die Kontingenz von Ethnizität für den Zuschauer versinnbildlichen, ihre biologische Rahmung als Fiktion entlarven und ihn so zur Reflexion anregen. Das Projekt nimmt jedoch nicht nur die theatralen Praktiken im Rahmen der Aufführung(sserie) aus der Sicht des Zuschauers in den Blick, sondern hat den gesamten dreigliedrigen Prozess von Casting, Probenpraxis und Aufführung(sserie) zum Gegenstand. Dadurch erfolgt eine verschränkende Betrachtung der sich in der Institution Theater überlagernden alltäglichen, institutionell-verankerten, methodischen und theatralen Praktiken der ethnischen Ent/Differenzierung. Das grundlegende Ziel des Projekts ist dabei die Entwicklung eines einschlägigen Analysevokabulars für diese Praktiken, welches Vergleichbarkeit zwischen den unterschiedlichen betrachteten Phänomenen und so auch die Herausarbeitung von grundlegenden Funktionsprinzipien auf produktiver und rezeptiver Inszenierungsebene ermöglicht. Der Institution Theater kommt in diesem Forschungsdesign also die Funktion eines Erkenntnismodells bezüglich der De/Stabilisierung sozialer Kategorien mittels alltäglicher Praktiken zu. Methodisch verbindet das Projekt in innovativer Weise bewährte theaterwissenschaftliche Verfahren der Aufführungsanalyse mit sozialwissenschaftlich empirischen Verfahrensweisen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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