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Das Erwachsenwerden türkischer Migrantennachkommen. Eine Mixed-Methods-Studie auf Basis des SOEP

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2013 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 250506328
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Nachkommen von „GastarbeiterInnen“ in Deutschland haben mittlerweile ein Alter erreicht, das Rückschlüsse nicht nur über ihren Verlauf im Bildungssystem sondern auch am Arbeitsmarkt zulässt. Dabei lassen sich unterschiedliche Pfade der „Integration“ ausmachen, sowohl im Vergleich zwischen wie innerhalb verschiedener Herkunftsgruppen. Das Projekt untersucht die Lebensverläufe und den Statuserwerb von Nachkommen von sogenannten GastarbeiterInnen in Deutschland, mit einem besonderen Fokus auf Lebenslaufdynamiken. Was kennzeichnet die Lebensverläufe der Nachkommen von MigrantInnen in Deutschland, insbesondere deren Verläufe im Bildungssystem und am Arbeitsmarkt? Welche individuellen, sozialen und strukturellen Mechanismen liegen diesen Verläufen zu Grunde? Um die individuellen, sozialen und strukturellen Mechanismen zu beleuchten, die verschiedenen Integrationspfaden zugrunde liegen, ist eine Analyse individueller Lebensverläufe und Handlungsorientierungen von Migrantennachkommen zentral. Das Projekt verbindet dazu die quantitative Analyse typischer Lebensverläufe auf Basis der repräsentativen Längsschnittdaten des SOEP mit einer qualitativen Befragung ausgewählter SOEP-TeilnehmerInnen. Das Projekt hat äußerst reichhaltige quantitative und qualitative Daten zu den Lebensläufen von Migrantennachkommen in Deutschland erzeugt, die vielfältige Auswertungsmöglichkeiten ermöglichen und konzeptionelle und methodologische Erträge erbringen. Die Durchführung einer solchen panel-basierten Mixed-Methods-Studie bringt sowohl spezifische Herausforderungen mit sich, etwa im Hinblick auf die Rekrutierung der ProbandInnen, aber insbesondere auch enorme Potenziale. Aufgrund der hohen Zustimmung zum record linkage, d.h. zur Verknüpfung der qualitativen Daten mit den über mehrere Jahre hinweg angegeben Informationen aus dem SOEP, ergeben sich inhaltlich wie methodisch neuartige Forschungsperspektiven, die Lebensläufe sowohl in ihrer Breite wie Tiefe analysierbar machen. Ein konzeptioneller Fokus des Projekts lag auf den Wendepunkten in Bildungs- und Arbeitsmarktverläufen, d.h. auf Phasen, in denen ein Leben eine entscheidende neue Wendung nimmt und in zuvor unerwarteter Weise weiter verläuft. Durch detaillierte Fallanalysen wurde ein Konzept von Wendepunkten entwickelt, dass die Analyse von drastischen Veränderungen in Lebensläufen sowohl auf Basis qualitativer als auch quantitativer Daten ermöglicht. Zudem wurde ein Verfahren entwickelt, Lebensläufe und Wendepunkte anhand einer Verknüpfung qualitativer und quantitativer Daten zu visualisieren und so systematische Fallanalysen und -vergleiche zu erleichtern. Die inhaltlichen Analysen beschäftigen sich u.a. mit den beruflichen Orientierungen der untersuchten Gruppen und der Einfluss von Art und Kontinuität der Beschäftigung der Eltern auf die beruflichen Orientierungen und die Arbeitsmarktplatzierung ihrer Kinder, auf die Bedingungen und Faktoren erfolgreicher vs. prekärer Lebensläufe sowie auf die subjektiv wahrgenommene Diskriminierungserfahrungen aufgrund der ethnischen Herkunft. Schließlich können durch die Verbindung qualitativer Interviews mit Längsschnittdaten methodologische Fragen untersucht werden. Panelsurveys werden sich erst dann auch weiter für Mixed-Methods-Projekte öffnen, wenn auch empirisch belegt ist, dass solche qualitativen Nachbefragungen die weitere Panel-Teilnahme nicht signifikant beeinträchtigt. Angestrebt ist daher eine Analyse zur Wahrscheinlichkeit der non-response ein Jahr nach der Teilnahme an der qualitativen Befragung und eines späteren Ausstiegs aus der SOEP-Studie (panel attrition). Zudem konnten die Erfahrungen der Studie genutzt werden, einen Leitfaden für die Durchführung von Panel-basierten Mixed Methods Studien zu erstellen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2014): Die Heterogenität der Integrationspfade. Lebensverläufe von Migrantennachkommen in Deutschland und Frankreich. In: H.-G. Soeffner (Hg.): Transnationale Vergesellschaftungen. Verhandlungen des 35. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, S. 971-984
    Groh-Samberg, Olaf & Ariane Jossin
  • (2015): Analyse comparée des parcours scolaires de descendants d’immigrés en France et en Allemagne. Revue française de Pédagogie, 191(2), S. 47-60
    Tucci, Ingrid
  • (2016): Analyzing second-generation trajectories from a life course approach: What mixed methods can offer. In: C. Bolzman, L. Bernardi und J.M. Le Goff (Hg.): Situating Children of Migrants across Borders and Origins: A Methodological Overview. Place: Springer, S.: 117-134
    Tucci, Ingrid
  • (2016): Culture, narratives and upward educational mobility. In: C. Timmermann, N. Clycq, M. McAndrew, A. Balde, L. Breakcmans und S. Mels (Hg.): Youth in Education. The necessity of valuing ethnocultural diversity. London: Palgrave, S. 111–35
    Legewie, Nicolas
  • (2016): Kategorien der Migration für morgen denken. Leviathan, 44(3), S. 351-365
    Tucci, Ingrid
    (Siehe online unter https://doi.org/10.5771/0340-0425-2016-3-351)
  • (2016): Panel-basierte Mixed-Methods-Studien: Design, Feldzugang, Potentiale und Herausforderungen am Beispiel der Studie „Das Erwachsenwerden der Nachkommen von GastarbeiterInnen in Deutschland". SOEP-Paper Nr. 872. DIW Berlin
    Legewie, Nicolas & Ingrid Tucci
 
 

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