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Der Wandel lokaler ökonomischer Netzwerke im Entwicklungsprozess: Eine empirische Studie im ländlichen Gambia, Westafrika
Antragsteller
Dany Jaimovich, Ph.D.; Professor Dr. Matthias Schündeln
Fachliche Zuordnung
Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Förderung
Förderung von 2014 bis 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 250842093
Grundlage der traditionellen ökonomischen Systeme in Entwicklungsländern sind informelle Interaktionen zwischen Haushalten, die als Netzwerke beschrieben werden können. Diese sind eine Antwort auf fehlende oder unvollständige Märkte und ermöglichen z.B. Finanztransaktionen oder sichern Haushalte gegen Risiken ab. Der Entwicklungsprozess, den diese Länder erleben, führt jedoch zu einschneidenden ökonomischen Veränderungen, die widerum vielfach durch Entwicklungsprogramme hervorgerufen werden. Daraus ergeben sich die übergeordneten Fragen dieses Projekts: Wie ändern sich lokale Netzwerke infolge von Entwicklungsprojekten? Und, grundsätzlicher, wie verändern sich diese Netzwerke, wenn sich Produktionstechnologien und Marktintegration ändern? Ziel des Projektes ist es, diese Fragen empirisch zu untersuchen. Die notwendigen detaillierten Daten werden im Rahmen dieses Projektes erhoben.Konkret werden diese Fragen im Zusammenhang mit einem partizipativen Entwicklungsprojekt im Gambia, einem sogenannten Community-Driven Development (CDD) Programm, untersucht. Dieses Programm wurde 2008-10 implementiert, betraf mehr als 500 Dörfer und führte zu signifikanten zusätzlichen Ressourcen für begünstigte Dörfer, wodurch öffentliche Güter (z.B. Straßen oder Brunnen), oder Produktionsmittel (z.B. Getreidemühlen) finanziert wurden. Das Programm war partizipativ, d.h. die lokale Bevölkerung war an der Auswahl, Implementierung und Erhalt der Investitionsprojekte beteiligt. Entscheidend für unser Projekt ist, dass die teilnehmenden Dörfer zufällig ausgewählt wurden. Diese experimentelle Verteilung des Programmes führte zu exogener Variation in den ökonomischen Lebensumständen. Das Projekt wird ermöglicht durch eigene Vorarbeiten, die vor Start des Programms durchgeführt wurden und als Messbasis (Baseline) dienen können. Dabei wurden 60 Dörfern untersucht, wobei die Hälfte der Dörfer Teil des Entwicklungsprogramms war. Die nun geplante erneute Analyse der Dorfnetzwerke wird es uns erlauben, die Veränderungen über die Zeit zu messen. Dabei stellt der Netzwerkansatz eine neue Methode dar, um konkret z.B. folgende Fragen zu beantworten: Welche Veränderungen bewirken die Entwicklungsprogramme über das Programm hinaus, z.B. hinsichtlich des Sozialkapitals der Haushalte oder hinsichtlich ihrer Finanzmarktverpflechtungen? Inwieweit treten nicht-intendierte Effekte auf, wie z.B. die Aneignung der Programmvorteile durch einige wenige Personen? Die Kombination von vorhandenen Basisdaten und exogener Anstöße zur Veränderung von Netzwerken erlaubt kausale Aussagen zu den genannten Fragen, die ansonsten in der Literatur fehlen. Es wird deshalb erwartet, dass das Projekt wichtige Beiträge zur Literatur leisten kann. Da ähnliche partizipative Programme von Entwicklungsorganisationen in vielen weniger entwickelten Regionen implementiert werden, kann das Forschungsprojekt auch über die wissenschaftliche Grundlagenforschung hinaus wichtige praktische Impulse liefern.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen