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Theater im Gespräch. Sprachliche Kunstaneignungspraktiken in der Theaterpause

Fachliche Zuordnung Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung von 2014 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 251362602
 
Das Projekt untersucht auf gesprächsanalytischer Grundlage, wie in Pausengesprächen im Theater die ästhetischen Erfahrungen während der Aufführung in der sprachlichen Interaktion aufgegriffen werden und welche kommunikativen Zwecke damit verbunden sind. Den Ausgangspunkt bildet die heuristische Annahme, dass ästhetische Verfahren der Störung kommunikativer Erfahrungsroutinen, wie sie dem Theater zur Verfügung stehen, das Publikum dazu anregen, alltägliche Wahrnehmungsgewohnheiten und mit ihnen verbundene Form-, Sinn- und Ordnungsstrukturen diskursiv zu reflektieren. Das Projekt geht davon aus, dass die tradierten Besonderheiten der Einzelkünste in den spezifischen kommunikationsstrukturellen und materialen Dispositiven begründet liegen, in denen sie die Wahrnehmungsroutinen des Publikums und damit eingespielte kommunikative Praktiken ästhetisch verhandeln und/oder in Frage stellen. Unter den Bedingungen einer Aufführung von Interaktion vor anwesendem Publikum stehen dem Theater für die ästhetische Verhandlung von Wahrnehmungs- und Kommunikationsgewohnheiten vielfältige mediale Ressourcen zur Verfügung, die zu Ankerpunkten für die Anschlussgespräche werden können. Vor diesem Hintergrund zielt die Untersuchung darauf ab, die durch das Theater angeregten Gesprächspraktiken der Medien- und Kommunikationsreflexion (einschließlich der Reflexion über das Theater selbst) empirisch zu rekonstruieren. Für die empirische Studie wird mittels Audiodokumentation ein Datenkorpus erhoben, das authentische Pausengespräche von Besuchern künstlerischer Theaterproduktionen im Apollo Theater Siegen und im Schauspiel Köln dokumentiert. Ausgehend von einer bereits durchgeführten Pilotstudie werden Praktiken der sprachlichen Anschlusskommunikation analysiert. Im Mittelpunkt stehen 1. Verfahren und Formen der sekundären sprachlichen Bezug¬nahme (Reformulierungen, Paraphrasen, Zitate, Interpretationen, Kommentare, Explikationen, alltagsästhetische Umgestaltungen etc.), die in ihrer formalen Dimension beschrieben und auf ihre Funktion für die Aushandlung, Stabilisierung oder Problematisierung kommunikativ tradierter soziokultureller Ordnungsstrukturen hin analysiert werden; 2. sprachlich-interaktionale Verfahren der Reflexion über das Theater selbst, besonders Erläuterungen und Bewertungen, auch im Hinblick auf die Konstruktion sozialer Positionierungen und das Management von Konsens und Dissens in der informellen Kunstkommunikation; 3. sprachlich-interaktionale Verfahren zur Herstellung einer spezifischen sozialen Situation, des Pausengesprächs (z.B. dessen Einbettung in zeitlicher Hinsicht und die Rahmung als abendliches Ausgehvergnügen und Gesellschaftsereignis). Die empirischen Befunde werden schließlich im Vergleich zu anderen, bereits erforschten Formen und Sparten der Kunstkommunikation erörtert und zur wissenschaftlichen Reflexion über die gesellschaftliche Rolle von Theater und Kunst in Beziehung gesetzt.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Beteiligte Person Dr. Erika Linz
 
 

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