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Wie ist Erziehung möglich? Entstehung und Entwicklung der Diskussion über die Bedingungen der Möglichkeit der Erziehung 1790 bis 1810 ("Transzendentalpädagogik")

Fachliche Zuordnung Allgemeine und Historische Erziehungswissenschaft
Förderung Förderung von 2014 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 251945359
 
Im Kontext der Rezeption der Kantischen Philosophie entwickelt sich ab 1790 auch in der Pädagogik die der kritischen Philosophie eigene Untersuchungsart über die Bedingungen der Möglichkeit, in diesem Falle von Erziehung. Anfangs vor allem auf Moralphilosophie konzentriert, greifen diese Untersuchungen in höchst vielfältiger Weise auf Grundbegriffe anderer disziplinärer Diskussionen zurück. In ihr ist die Stimme Herbarts nur eine; die Frage selbst tritt ansonsten in ein hundertjähriges Moratorium ein und wird erst um 1900, vor allem in der kantianisch inspirierten Soziologie (Simmel, Durkheim) wieder zu Tage gefördert. Die "transzendentalpädagogische" Frage lautet von Beginn an, wie Erziehung möglich sei, nicht, ob; nicht, was die beste Art der Erziehung sei, und nicht, wie erzogen werde. "Erziehung" wird als gegebenes Faktum vorausgesetzt, und von diesem Faktum zurückgefragt, welche Bedingungen anzunehmen sind, um die Möglichkeit des Faktums einzusehen. - Die moralphilosophische Option der pädagogischen Kantianer erwies sich bald als widersprüchlich, allerdings nicht wegen irgendwelcher "Technologiedefizite" oder "-verdikte" - beides gibt es um 1800 nicht, mithin nicht im Erziehungsgedanken, sondern umgekehrt in der Kantschen Moralphilosophie selbst (sog. intelligibler Fatalismus). Mit dieser These des Kantianers Schmid und den Versuchen ihrer Ausschaltung sind sowohl in der Philosophie als auch in der Pädagogik neue Begründungsstrategien notwendig geworden, und die transzendentalpädagogische Frage entwickelt ab 1795 im Kontakt mit Rechtsphilosophie, Naturphilosphie, Psychologie, Ästhetik usw. einen breiten Diskussionsraum im Rahmen transzendentalphilosophischer Voraussetzungen. Diese Diskussion zwischen 1790 und 1810, in der ihr bekanntester Autor, Herbart, nur eine unter vielen anderen Positionen vertreten hat, ist Gegenstand des Forschungsvorhabens. Die verwendeten Forschungsmethoden dienen daher unterschiedlichen Aufgaben der Diskussionsanalyse: Systematisch erläuternde Interpretationen unter Einschluss von Kontextualisierung bestimmen die Analyse von Einzeltexten; historisch-genetische Interpretationen unter Einschluss von Kontextualisierungen bestimmen die Entwicklungsanalyse der Diskussion; systematisch-rekonstruktive Analysen zeigen die Systematiken im Aufbau transzendentalpädagogischer Argumente auf.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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