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Die Medialisierung (semi-)autoritärer Herrschaft. Die Macht des Internets im post-sowjetischen Raum

Fachliche Zuordnung Publizistik und Kommunikationswissenschaft
Förderung Förderung von 2014 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 251946504
 
Wann immer es jüngst in nicht-demokratischen Regimen zu Aufständen kam, war in den Massenmedien schnell von Twitter Revolutionen und Facebook Protesten die Rede. Parallel dazu entspann sich auch in akademischen Fachzeitschriften eine Debatte um die Frage, wie internet-vermittelte Kommunikation in nicht-demokratichen Kontexten Politik verändert. Während es jedoch an essayistischen Abhandlungen nicht fehlt, scheint sich ein Korpus an soliden wissenschaftlichen Arbeiten zu diesem Thema gerade erst herauszubilden. Insbesondere mangelt es derzeit überraschenderweise noch an fallbasierten, ländervergleichenden Analysen. Dieser Mangel an vergleichender Forschung ist problematisch weil er die Möglichkeit zur Verallgemeinerung von Befunden über nationale Grenzen hinweg stark einschränkt. Um diese Forschungslücke anzugehen, wird dieses Projekt internet-vermittelte Kommunikation (und deren politische Folgen) in drei semi-autoritären Regimen im post-sowjetischen Raum vergleichen.Die zentrale Forschungsfrage lautet: Wie hat die rasche Verbreitung internet-vermittelter Kommunikation im vergangenen Jahrzehnt politische Kommunikation, Politik, und politische Systeme im post-sowjetischen Raum verändert? Um dieser Frage nachzugehen, ist das Projekt in fünf Subprojekte unterteilt. Jedes Subprojekt analysiert kommunikativen Wandel in Bezug auf eines der folgenden theoretischen Schlüsselkonzepte: (1) politische Repräsentation, (2) Dekodierung von Nachrichten, (3) Medienkompetenz, (4) politische Skandale, und (5) autoritäre Deliberation. Der Fokus auf diese Konzepte ist hoch innovativ, weil ein Großteil der bisherigen Forschung sich auf politische Schlüsselereignisse wie Wahlkampagnen oder Protest konzentriert. Im Gegensatz hierzu beziehen sich diese fünf Konzepte auf Formen der alltäglichen Mediation autoritärer Herrschaft, die jedoch entscheidend sind für die langfristige Stabilität heutiger semi-autoritärer Regime.Was die Datensammlung anbelangt, so konzentriert sich dieses Projekt auf drei Länder: Russland, Ukraine, und Weißrussland. Diese Länder wurden ausgewählt, weil sie das Spektrum an Regimetypen vollständig abdecken, das sich in der Region nach 1990 herausgebildet hat (diverse Fälle). Zudem sind die drei Länder, trotz ihrer enormen Bedeutung für die Energiesicherheit und die militärische Sicherheit der EU, bislang kaum erforscht. Besonders mit Blick auf die Ukraine und Weißrussland wird dieses Projekt deshalb großteils Neuland betreten: Bislang wurde noch keine Studie, die sich der Forschungsfrage mit Bezug auf diese beiden Länder widmet, in einer großen internationalen Fachzeitschrift publiziert.Das Projekt wird zudem hochsichtbare theoretische Beiträge machen zu den jüngst lebhaft geführten Debatten zur De-Westernisierung der Disziplin Kommunikationswissenschaft und zur Mediatisierung von Politik. Darüber hinaus wird es eine Fülle von Wissen schaffen, das in europäischen Regierungskreisen großes Interesse findet.
DFG-Verfahren Emmy Noether-Nachwuchsgruppen
 
 

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