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Attentional Bias Modification und die neurokognitive Verarbeitung negativ valenter Gesichter bei sozialer Ängstlichkeit

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2014 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 252143833
 
Eine gesteigerte automatische Aufmerksamkeitsauslenkung auf negativ valente Reize (Attentional Bias) spielt wahrscheinlich eine kausale Rolle bei der Entstehung und Aufrechterhaltung dispositioneller Angst. Zur Absenkung solcher Aufmerksamkeitsverzerrungen wurde 2002 von Colin MacLeod und Kollegen ein computerbasiertes Trainingsverfahren konzipiert, welches heute unter dem Begriff „Attentional Bias Modification“ (ABM) sehr bekannt ist. Bei diesem Verfahren werden emotional negative Reize (z.B. wütende Gesichter) und darauf folgende Zielreize so auf einem Computerbildschirm präsentiert, dass die Zielreize nie an Position der negativen Reize erscheinen. Über diesen räumlichen Zusammenhang soll der Attentional Bias abtrainiert werden. Frühe Evaluationsstudien zum ABM Ansatz konnten beachtliche Effekte des Trainings sowohl auf Verhaltensmaße des Attentional Bias als auch auf Angstsymptome belegen. Das hier beschriebene Forschungsprojekt zielt darauf ab, die neurokognitiven Wirkmechanismen des Verfahrens zu beleuchten und den ABM Ansatz weiterzuentwickeln. Hierzu werden insbesondere elektrokortikale Korrelate der Aufmerksamkeitsauslenkung mittels Elektroenzephalographie (EEG) erhoben und ausgewertet. In der ersten Förderperiode wurde in einem längsschnittlichen Versuchsdesign untersucht, wie sich der Attentional Bias für wütende Gesichter durch ein klassisches ABM Training bei Personen mit erhöhter sozialer Angst verändern lässt. Wie in Vorstudien fanden wir ein bestimmtes Ereigniskorreliertes Potential im EEG als signifikanten Index des Attentional Bias über alle Versuchspersonen hinweg. Diese so genannte N2pc Komponente wurde allerdings nicht spezifisch durch das ABM Training beeinflusst. Dieser Befund reiht sich in eine wachsende Zahl neuerer Studien ein, die ebenfalls keine oder nur geringfügige Effekte des Trainings berichteten. Diese Literatur deutet mittlerweile darauf hin, dass einfache räumliche Zusammenhänge zwischen Zielreizen und emotionalen Vorreizen nicht ausreichen, um den Attentional Bias substantiell zu beeinflussen. Aus diesem Grund soll der ABM Ansatz in der zweiten Förderperiode mit dem Prinzip einer belohnten Aufmerksamkeitsverschiebung kombiniert werden. So zeigen zahlreiche aktuelle Forschungsbefunde, dass die N2pc und die ihr zugrundeliegenden Aufmerksamkeitsmechanismen sehr sensitiv für Belohnungswerte von Reizen sind. Im ABM Training möchten wir deshalb monetäre Verstärkungen so einsetzen, dass über mehrere Trainingssitzungen eine Reduktion des Attentional Bias für wütende Gesichter resultiert. Diese Studie kann einen wichtigen Beitrag dazu leisten, den ABM Ansatz substantiell weiterzuentwickeln und seinen potentiellen therapeutischen Nutzen zu erhöhen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Niederlande
 
 

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