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Feldstudien in den südostasiatischen Tropen Nordwest-Thailands zur ökomorphologischen Radiation der Kurzflügelkäfer-Unterfamilie Steninae (Coleoptera, Staphylinidae)

Fachliche Zuordnung Systematik und Morphologie der Tiere
Ökologie und Biodiversität der Tiere und Ökosysteme, Organismische Interaktionen
Förderung Förderung von 2013 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 252229499
 
Die Steninae sind eine Unterfamilie der Kurzflügelkäfer, die lediglich zwei Gattungen, nämlich Stenus (> 2600 Arten) und Dianous (> 200 Arten) umfasst. Adulte Stenus-Käfer sind optisch orientierte Räuber von Springschwänzen und anderen Kleinarthropoden. Die auffälligste Autapomorphie der Gattung Stenus ist ihre vorschnellbare, stabförmig verlängerte Unterlippe (Labium), bei der die terminal gelegenen Paraglossen zu Haftpolstern modifiziert sind. Dieser außergewöhnliche Klebfangapparat kann blitzartig auf die Beute vorgeschnellt werden. Bei Dianous, der vermuteten Schwestergruppe von Stenus, ist das Labium nicht stabförmig verlängert und bildet keinen Fangapparat aus. Entsprechend fangen Dianous-Käfer ihre Beute ausschließlich mit Hilfe der Mandibeln. Steninen bevorzugen feuchte Habitate wie zum Beispiel Gewässerufer oder die Laubstreu tropischer Wälder.Um ein umfassenderes Verständnis der ökologischen Radiation dieses hochdiversen Taxons zu entwickeln, sollen ökomorphologische Untersuchungen in den Tropen Nord-Thailands durchgeführt werden. Während eines Forschungsaufenthaltes im entomologischen Labor des Queen Sirikit Botanischen Gartens (Chiang Mai) sind Felduntersuchungen entlang eines Höhengradienten in den Bergwäldern des Doi Inthanon vorgesehen, um die ökomorphologische Diversität tropischer Steninen zu erfassen. Da die Ökologie tropischer Steninen weitgehend unbekannt ist, lassen diese Untersuchungen neue ökologische, morphologische und ethologische Daten erwarten, die als Grundlage künftiger Untersuchungen zur ökomorphologischen Radiation und Nischenevolution dieser Gruppe dienen sollen. Der Fokus soll hierbei auf den bislang kaum untersuchten Vertretern der Gattung Dianous liegen, deren Verbreitungszentrum zwischen Paläarktis und Orientalis südlich des 31. Breitengrades liegt (Indochinesische Halbinsel, Südabdachung Himalaya). Die Untersuchungen haben das Ziel, zu der noch offenen Frage der möglichen Paraphylie von Stenus im Hinblick auf Dianous beizutragen und zu der Frage, ob die bei Dianous beobachtete Vielfalt an Ökomorphen aus dem Prozess einer iterativen konvergenten Radiation hervorgegangen ist. Im Verlauf solcher Radiationen entstehen Artenschwärme nicht aus einzelnen, sondern aus wiederholten adaptiven Radiationen, wobei sich ähnliche Ökomorphen parallel in mehreren subordinierten Taxa entwickeln. Von besonderem Interesse ist es dabei, zu untersuchen, wie die Individuen verschiedener Dianous-Arten trotz des Fehlens eines vorschnellbaren Klebfangapparates ihre Beute fangen und wie sie dabei mit ihrem Habitat interagieren. Der ökologische und ethologische Vergleich zwischen Dianous und Stenus soll dabei Erkenntnisse liefern, welche ökologischen Konsequenzen sich aus dem Fehlen dieses Fangapparates bei Dianous ergeben und evaluieren, in welchem Ausmaß die bei Stenus beobachtete ökomorphologische Diversifizierung in konvergenter Weise bei Dianous ohne einen solchen Fangmechanismus wiederholt werden konnte.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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