Sprachförderung in Kitas. Evaluation eines Qualifizierungskonzepts für Erzieherinnen zur Intensivierung der Erzieherin-Kind-Interaktion
Zusammenfassung der Projektergebnisse
In der vorliegenden Studie wird davon ausgegangen, dass eine gelingende Sprachförderung im Vorschulalter mit der Qualität der Erzieherin-Kind-Interaktion zusammenhängt und dass zu deren Verbesserung gezielte Weiterbildungsmaßnahmen für pädagogische Fachkräfte notwendig sind. Untersucht wurden die Wirkungen des Weiterbildungskonzepts „Mit Kindern im Gespräch“ (Kammermeyer et al. 2017) zum einen auf das Interaktionsverhalten der pädagogischen Fachkraft (N= 50) und zum anderen auf die sprachliche Entwicklung der Kinder (N= 213). Das Weiterbildungskonzept ist inhaltlich fokussiert auf Sprachförderstrategien (z.B. offene Fragen stellen) und methodisch auf Situiertes Lernen (z.B. Authentizität der Lernsituation, Einbeziehung des Kontextes). Das Weiterbildungskonzept wurde mit einem auf Ebene der pädagogischen Fachkräfte randomisierten experimentellen Prä- Post-Follow-up-Design im Feld untersucht. Als Vergleichsgruppe dienten pädagogische Fachkräfte, die im Rahmen des in Rheinland-Pfalz regulären Qualifizierungsprogramms „Sprache – Schlüssel zur Welt“ ihre Qualifikation zur Sprachförderkraft erworben haben. Die beiden Qualifizierungsmaßnahmen sind in zentralen Elementen (z.B. Dauer und Rahmenbedingungen) vergleichbar. Das Design der Studie zeichnet sich auf der einen Seite aufgrund der Randomisierung durch eine hohe interne Validität aus. Zum anderen besitzt es dadurch, dass es in Kooperation mit dem Landesinstitut für Lehrerfort- und -weiterbildung (ILF) und dem Ministerium für Bildung unter Normalbedingungen in der Praxis durchgeführt wurde und zum regulären Zertifikat „Sprachförderkraft“ führte, eine sehr hohe ökologische Validität. Die bisherigen Analysen zeigen, dass pädagogische Fachkräfte, die an der „fokussierten“ Weiterbildung teilgenommen haben, signifikant mehr (etwa doppelt so viele) komplexe Modellierungs- und Fragestrategien und Strategien zur Konzeptentwicklung einsetzen als pädagogische Fachkräfte, die mit der regulären Weiterbildungsmaßnahme in Rheinland-Pfalz ihre Kompetenzen als Sprachförderkraft erworben haben. Sie geben auch Hinweise darauf, dass Vorschulkinder mit Sprachförderbedarf einen größeren Zuwachs im Sprachverstehen haben, wenn sie von pädagogischen Fachkräften gefördert wurden, die an der auf Interaktionsqualität fokussierten Weiterbildung „Mit Kindern im Gespräch“ teilgenommen haben. Die Wirkungen der Weiterbildung auf das Sprachverstehen hängen dabei nicht nur von der Art der Weiterbildung, sondern wesentlich stärker vom Sprachverstehen vor der Förderung und der Intelligenz der Kinder ab, die Berücksichtigung der Familiensprache und des Anregungsgehalts der Familie leisten in unseren Analysen keine zusätzliche Erklärung. Die Analyse von transferhemmenden und transferförderlichen Einflussfaktoren verweist besonders auf ungünstige Faktoren im Bereich des Arbeitsumfeldes (v.a. fehlende Unterstützung durch Vorgesetzte, fehlendes Feedback und fehlende Folgen bei der Anwendung des Gelernten). Weiteres Potential der Studie steckt in der Auswertung der hoch-inferenten Daten zur Interaktionsqualität mit CLASS auf der Ebene pädagogischen Fachkraft und in der niedrig-inferenten Auswertung der kindlichen Äußerungen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2019) Wie wirken sich Weiterbildungen auf die Anwendung von Sprachförderstrategien von pädagogischen Fachkräften in Kitas aus?. Frühe Bildung 8 (4) 212–222
Kammermeyer, Gisela; Metz, Astrid; Leber, Anja; Roux, Susanna; Biskup-Ackermann, Beate; Fondel, Eva