Detailseite
Projekt Druckansicht

Siedlung und Gräberfeld des linearbandkeramischen Fundplatzes Arnoldsweiler-Ellebach

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2014 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 252633375
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im DFG-Projekt „Siedlung und Gräberfeld des linearbandkeramischen Fundplatzes Arnoldsweiler- Ellebach“ wurden die Funde und Befunde der verschiedenen Teilbereiche des Fundplatzes (Siedlung mit Brunnen, Gräberfeld, Grabenanlage) aufgearbeitet. Ein erster Schwerpunkt des Projekts lag auf Untersuchungen zur Taphonomie der Teilbereichsinventare. So sind in Arnoldsweiler ähnliche Inventare aus den Siedlungsgruben und den Erdwerksgräben zu verzeichnen, sodass davon auszugehen ist, dass die Grabenanlage aus Arnoldsweiler als Dorfeinfriedung mit sozio-rituellen Funktionen fungierte. Ein differenziertes Ergebnis erbrachte der Vergleich zwischen Funden von der Sohle der Grabbefunde und aus der Verfüllung der Gräber. Bei ersteren handelt es sich überwiegend um Objekte, die als Grabbeigaben bezeichnet werden können. Die Verfüllungsfunde scheinen hingegen unterschiedlichen Entstehungsprozessen zu unterliegen. Die Keramik aus der Grabverfüllung lässt sich als materielle Hinterlassenschaft von rituellen Handlungen am Grab deuten. Im Fall der Steinartefakte aus den Grabverfüllungen ist es wahrscheinlich, dass diese auf handwerkliche Tätigkeiten verweisen, die außerhalb der Siedlung durchgeführt wurden und nicht zwangsläufig mit den Bestattungen in Zusammenhang standen. Ein weiteres Ziel des Projektes war die zeitliche und räumliche Gliederung des Fundplatzes. Die Grabenanlage konnte durch geomagnetische Prospektionen in ihrer Form, Innenbebauung und Gesamtausdehnung näher erfasst werden. Als Ergebnis zur Siedlungsstruktur lässt sich festhalten, dass die Siedlung Arnoldweiler eine Pioniersiedlung von besonderer Größe darstellte. Die weitere Besiedlungsgeschichte ist von zwei vermutlichen Unterbrechungen gekennzeichnet. Darüber hinaus nimmt Arnoldsweiler zwischenzeitlich die Größe eines Weilers und in der jüngeren LBK erneut die einer Großsiedlung ein. In der jüngeren LBK fand eine Besiedlungsverlagerung in die Grabenanlage (Arnoldsweiler Ost) statt. Demnach ist eine intensive Besiedlungsdynamik innerhalb des Siedlungsgefüges nachweisbar. Die in Arnoldsweiler festgestellten Besiedlungslücken sind ebenfalls bei maximal 40 % aller Siedlungen des Rheinlandes zu beobachten, weshalb sie in Zukunft bei der Rekonstruktion von Siedlungsstrukturen stärker berücksichtigt werden sollten. Das Gräberfeld könnte ebenfalls Unterbrechungen in seiner Belegung aufgewiesen haben. Als zweites Szenario kommt eine Nutzung des Gräberfeldes auch durch andere Siedlungen in Frage. Die Analyse des Gräberfelds von Arnoldsweiler-Ellebach konnte zeigen, dass bereits aufgrund unterschiedlicher Befundmerkmale Grabgruben von anderen Grubenbefunden unterschieden werden können. Grabbau, Körperhaltung und Grabbeigaben der Bestatteten in Arnoldsweiler-Ellebach deuten nur auf eine geringfügig differenzierte altneolithische Gesellschaft hin. Ein geschlechtsspezifischer Umgang mit den Bestatteten lässt sich nur selten und wenn dann an den Grabbeigaben (insbesondere den Steinartefakten) erkennen. Die häufig postulierte Verbindung von Beigabenarmut, randlicher Lage und Niederlegung in ungewöhnlicher Körperhaltung (Merkmalspaket "marginale Bestattung") lässt sich für Arnoldsweiler-Ellebach nicht belegen. Darüber hinaus konnte mithilfe eines überregionalen Datensatzes gezeigt werden, dass Frauen auf linearbandkeramischen Gräberfeldern nicht, wie manchmal behauptet, unterrepräsentiert sind. Geostatische Analysen zeigen, dass das Gräberfeld von Arnoldsweiler-Ellebach aus ca. 49 Grabkonzentrationen mit durchschnittlich fünf Gräbern bestehen. Aufgrund ihrer geringen Größe, des ausgewogenen Geschlechtsverhältnisses und der heterogenen Altersverteilung innerhalb der Arnoldsweiler Grab-Cluster liegt es nahe, in ihnen soziale Einheiten wie Familien oder Haushalte, zu sehen. Die neuen Untersuchungen am aufgrund seiner verschiedenen Teilbereiche außergewöhnlichen Fundplatz Arnoldsweiler-Ellebach zeichnen das Bild einer altneolithischen Gesellschaft, deren wichtigstes Segment einzelne Haushalte oder Familien sind, die archäologisch in den Langhäusern und Grabgruppen greifbar werden. Diese, teils überraschend mobilen, sozialen Kleingruppen schließen sich immer wieder zu größeren Verbänden zusammen, um Gemeinschaftsleistungen zu vollbringen, wie den Bau von Brunnen und Grabenanlagen. Die hohe Siedlungsdynamik und Regionalisierung in der jüngeren Linearbandkeramik zeigt aber auch, dass diese Zusammenschlüsse aus mehreren Haushalten fragile und ephemere Gebilde bleiben, die entstehen und sich wieder auflösen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Bäche ohne Wasser. Die Geschichte der kleinen und mittleren Lössbäche im Rheinland. Archäologie im Rheinland 2014, 2015, 25–28
    R. Gerlach/J. Meurers-Balke
  • Resilience and Cyclicity. Towards a macrohistory of the Central European Neolithic. Quaternary International 446, 2017, 43–53
    R. Peters/A. Zimmermann
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.quaint.2017.03.073)
  • Das Gräberfeld, die Grabenanlage und die Steinartefakte des linearbandkeramischen Fundplatzes Arnoldsweiler-Ellebach, Diss. Univ. Köln 2018
    R. Peters
  • Siedlung, Brunnen und Keramik des linearbandkeramischen Fundplatzes Arnoldsweiler-Ellebach, Diss. Univ. Köln 2018
    N. Balkowski
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung