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MRT-basierte fusionsgeführte Prostatakarzinomdiagnostik - Strategien zur Vermeidung von Überdiagnose und Übertherapie
Antragsteller
Professor Dr. Boris Hadaschik
Fachliche Zuordnung
Reproduktionsmedizin, Urologie
Nuklearmedizin, Strahlentherapie, Strahlenbiologie
Nuklearmedizin, Strahlentherapie, Strahlenbiologie
Förderung
Förderung von 2014 bis 2017
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 252770640
Das Prostatakarzinom ist die häufigste solide Tumorerkrankung des Mannes. Die Diagnose erfolgt stanzbioptisch, aber einerseits können transrektalen Ultraschall-gesteuerten systematischen Biopsien aggressive Tumoren entgehen und andererseits werden auch klinisch insignifikante Niedrigrisko-Tumoren diagnostiziert, die keiner Behandlung bedürfen. Aufgrund der weiten Verbreitung des PSA-Tests unterscheiden sich die Prostatakrebsinzidenz- und Mortalitätsraten in entwickelten Ländern derzeit um den Faktor 8. Während Hochrisiko-Tumoren immer noch oft zu spät entdeckt werden, werden indolente Tumoren zu häufig detektiert und in der Folge auch radikal therapiert. Die Überdiagnoserate bei im Rahmen von Früherkennungsprogrammen detektierten Prostatakarzinomen liegt bei circa 40%. Daher ist die Vermeidung von Überdiagnose und Übertherapie eine wichtige klinische und ökonomische Herausforderung.Die optimale Behandlung des lokal begrenzten Prostatakarzinoms hängt entscheidend von einer genauen Kenntnis des individuellen Risikos der Tumorprogression innerhalb der Lebenszeit des jeweiligen Patienten ab. Obwohl die aktive Überwachung heutzutage die Therapie der Wahl bei indolenten Tumoren sein sollte, wechseln noch bis zu 40% der überwachten Männer früh im Verlauf der Überwachung aufgrund von neuen Befunden, die eine agressivere Erkrankung diagnostizieren, zu einer aktiven Therapie. Um die flächendeckende Anwendung der aktiven Überwachung zu fördern, muss deshalb die Prostatakrebsdiagnostik dahingehend verfeinert werden, dass klinisch relevante Karzinome bereits im Rahmen der Erstdiagnose sicher identifiziert werden.Die multiparametrische Kernspintomographie (mp-MRT) der Prostata ist vielversprechend und kann die stanzbioptische Erkennung aggressiver Tumoren verbessern. In diesem Zusammenhang haben wir ein neues System für perineale Prostatastanzbiopsien entwickelt, welches eine Echtzeitübertragung von MRT-Daten auf den periinterventionellen Ultraschall gestattet. Hierdurch können zusätzlich zu 3D-gesteuerten systematischen Biopsien der kompletten Prostata tumorsuspekte Läsionen gezielt biopsiert werden. Die Effektivität der mp-MRT und stereotaktischer Biopsien im Hinblick auf die Detektion klinisch signifikanter Tumoren im Vergleich zu Operationspräparaten als Goldstantard zu ermitteln, ist das erste Ziel dieses Antrages. Darüberhinaus möchten wir die Entnahmetechnik und die Anzahl bildgeführter Prostatastanzbiopsien prospektiv mit dem Ziel optimieren, die Überdiagnose indolenter Tumoren zu reduzieren, ohne gleichzeitig die Detektion aggressiver Tumoren zu kompromittieren.Zusammengefasst ist das Ziel unseres Antrages, die Diagnostik von Prostatakarzinomen durch den Einsatz 3D-bildgeführter Biopsien zu verbessern und dadurch die Behandlung von Prostatatumorpatienten weiter zu individualisieren. Unsere Ergebnisse werden einen wesentlichen Beitrag zur notwendigen Reduktion der Überdiagnose und Übertherapie indolenter Tumoren leisten.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Beteiligte Personen
Professorin Geraldine Rauch, Ph.D.; Professor Dr. Wilfried Roth; Dr. Matthias Röthke