Mittelstädte als Stabilisatoren ländlich-peripherer Räume
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Sowohl in der wissenschaftlichen Diskussion als auch in der Planungspraxis standen Mittelstädte mit ihren Herausforderungen und Handlungsmöglichkeiten im Hinblick auf nachhaltige Entwicklungsdynamiken im Vergleich zur Großstadtforschung bislang nur am Rande des öffentlichen Interessenbereichs. Die durch laufende sozioökonomische Trends und technologische Entwicklungen zunehmende Divergenz räumlicher Entwicklungsmuster erfordert einen wachsenden Handlungsbedarf im Bereich der Regionalentwicklung, um auch zukünftig eine ausgeglichene Raumentwicklung zu sichern, Chancengerechtigkeit und Teilhabe an wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklung in allen Teilräumen sicherzustellen und letztlich das Postulat der gleichwertigen Lebensverhältnisse gesichert zu wissen. Ein hochaktuelles Forschungsfeld stellen damit Mittelstädte und ihre Bedeutung als Ankerpunkte regionaler Daseinsvorsorge, als regionale Wirtschaftszentren und als Motoren regionaler Entwicklungsdynamiken dar. Die Projektergebnisse belegen, dass insbesondere die Mittelstädte ländlich, peripherer Räume für ihr regionales Umfeld Zentralitäten in den Bereichen Versorgung, Bildung, Arbeiten und Wirtschaft sowie Wohnen und daraus ableitbar wichtige Ankerpunkte und Stabilisierungseffekte aufweisen. Neben einer definitorischen Einordnung des Stabilisierungsbegriffs in der Raumordnung und Regionalentwicklung, welche bislang im Bereich der Regionalwissenschaft nicht erfolgt ist, wurden vier Dimensionen für mittelstädtische Zentralitätsfunktionen sowie ein Katalog an Determinanten abgeleitet, welche eine Anker- und Stabilisierungsfunktion von Mittelstädten ländlich, peripherer Regionen konstatieren beziehungsweise diese Rolle und Bedeutung zugleich über differierende Ausprägungen fördern als auch schwächen können. Im Zuge der umfassend analysierten sozioökonomischen Strukturwandelprozesse zeigen sich zugleich eine Reihe von Handlungserfordernissen in den unterschiedlichsten Strukturbereichen, um eine nachhaltige zukünftige Regionalentwicklung in diesen Räumen zu sichern. Im Zuge des Projektes konnten eine Reihe von Handlungsansätze sowie im Hinblick auf die untersuchten Fallstudien Ankerprojekte abgeleitet werden, welche positive Effekte in den einzelnen Strukturbereichen generieren können und zugleich Maßnahmen seitens der einzelnen Planungsebenen erfordern. Interessanterweise weist die Gruppe der Mittelstädte ländlich, peripherer Räume nicht nur heterogene Entwicklungsmuster auf, sondern die Mehrheit der Mittelstädte kann sich tendenziell gegen den jeweiligen regionalen Entwicklungstrend besser behaupten. In Bezug auf die Handlungsfelder ergab sich trotz heterogener Strukturen und Entwicklungsmuster eine Reihe gleichgerichteter Handlungserfordernisse. Und letztlich scheint eine zukunftsfähige regionale Entwicklungsstrategie auf Basis einer stärkeren Stadt-Umland-Interaktion mit Komponenten der Identifikation gemeinsamer Interessen von Stadt und Umland, klar definierter Ziele und einer realistischen Einschätzung des Nutzens der Interaktionen essentiell. Die Projektergebnisse bieten einen wissenschaftlichen Mehrwert im Bereich der Raumwissenschaft und -forschung sowie eine Orientierungshilfe betroffener regionaler und lokaler Akteure aus Politik, Planungspraxis und regionaler Wirtschaft hinsichtlich einer zukunftsfähigen Kommunal- und Regionalentwicklung.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2018): Mittelstädte als Stabilisatoren ländlich-peripherer Räume, in: Schrenk, Manfred et al. (2018): REAL CORP 2018 – Tagungsband, Wien, S. 303-313
Ries, Elke
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Mittelstädte als Stabilisatoren ländlich-peripherer Räume, REAL CORP 2018 – Expanding Cities – Diminishing Space, 04. April 2018, Wien
Elke Ries
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Mittelstädte in Deutschland – Strukturen und neue Entwicklungen. 3. Dialogforum Zukunft Land – Land der Zukunft zum Thema „Mittelstädte: Schwarmstädte – Ankerstädte – Provinzstädte: Trends, Herausforderungen, Perspektiven, Handlungsansätze“, 20. Juni 2018, Tutzing
Elke Ries
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Mittelstädte – Stabilisatoren für ländliche Regionen, 18. Bauforum Rheinland-Pfalz HinterLAND – Perspektiven für Wohnen + Arbeiten, 13. Juni 2018, Boppard
Gabi Troeger-Weiß