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Vergleichende Ordensgeschichte, Institutionengeschichte

Fachliche Zuordnung Mittelalterliche Geschichte
Förderung Förderung von 2014 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 253101728
 
Das Projekt sucht die Frage zu beantworten, wie der organisatorische Betrieb mittelalterlicher Orden im Konkreten funktionierte. Orden bedurften einer kontinuierlichen Steuerung, um die bestmögliche Nutzung ihrer spirituellen und materiellen Ressourcen sicherzustellen und um Störungen, Devianzen oder Defizite zu verhindern oder auszugleichen. Demzufolge wurden von den tragenden Ordensinstanzen (Generalkapitel, Visitatorenamt) fortlaufend Entscheidungen über Einzelfälle anhand der normativen Rahmung gesatzten Rechts gefällt und darüber Jahr für Jahr Texte produziert zur Dokumentation und Archivierung. Diese seriellen Texte will das Projekt aufgreifen und erstmals einer systematischen Untersuchung unterziehen. Bislang sind sie nur – obgleich durch Editionen leicht zugänglich – exemplarisch als Steinbrüche für bestimmte Einzelfragen benutzt worden, nicht aber als bestechende Zeugnisse einer hohen Gestaltungsrationalität, die bereits im 12. und 13. Jahrhundert zur konsequent verfolgten Praxis von förmlichen Verfahren führte. Das Projekt sieht die religiösen Orden hier aufgrund sowohl dieser seriellen Dokumentationspraxis als auch dieser Fähigkeit zur Formalisierung von entscheidungsorientierten Abläufen in einer beachtlichen Vorreiterrolle gegenüber vergleichbaren Einrichtungen jener Zeit und wird diese Annahme kultur- und institutionsgeschichtlich begründen.Obgleich die Forschungslage über die institutionellen Voraussetzungen und normativen Raster der Steuerungsaktivitäten mittlerweile als recht komfortabel zu bezeichnen ist und sie die geplanten Untersuchungsschritte überhaupt erst ermöglicht, ist angesichts des geringen Erschließungsgrades jenes Materials über die konkreten Steuerungen selbst eine stoffliche Auswahl unumgänglich. Deshalb wird sich das Untersuchungsfeld exemplarisch auf die Orden der Zisterzienser, der Cluniazenser und Dominikaner beschränken. Diese bilden aufgrund der Unterschiedlichkeit ihrer Traditionen, ihrer Verfassungen und ihrer Leitideen ein vorzügliches Vergleichsspektrum; zudem ist bei ihnen die textliche Überlieferung mit Abstand unter allen mittelalterlichen Orden am umfänglichsten. Eine zweite Begrenzung wird im zeitlichen Untersuchungsraum liegen. Die Erhebung und Analyse des seriellen Materials jeweils in der Spannweite von einigen Jahrzehnten des 12. oder 13. Jahrhunderts kann angesichts der Konsistenz des organisatorischen Rahmens exemplarisch genügen. Das Projekt wird die überlieferten Geschehnisse mittels Methoden der Mikrohistorie erschließen. Da es sich um formalisierte Verfahrensabläufe handelt, bei denen es vor allem auf Komplexitätsreduktion ankam, wird man auf einen breiten und vielfältigen Fächer von Routinefällen stoßen, der sich durch Katalogisierung aller Elemente erfassen lässt und anhand dessen die Effizienz von Steuerungssystemen gemessen werden kann, Individuelles bzw. Singuläres in Ordnungsschemata zu integrieren. Die dennoch nicht seltenen Fälle jenseits der Routine werden indes durch die Analyse ihrer verbliebenen Komplexität die konkreten Leistungsgrenzen der Verfahrenstechniken aufdecken. Das dabei ermittelte Spektrum von Regelungselementen und -koordinationen ist sodann – auch mit Hilfe von Anregungen der Governance-Forschung – typologisch zu erfassen, um zu einer Rekonstruktion jener praktizierten Steuerungsmechanismen der Orden zu gelangen, die in der rationalen Stringenz und elaborierten Technik ihrer Zeit tatsächlich weit voraus waren.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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