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Response-shift-Effekte bei der Beurteilung der Lebensqualität: ein individualisierter Zugang unter Nutzung des Vignettenansatzes
Antragsteller
Professor Dr. Andreas Hinz
Fachliche Zuordnung
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung
Förderung von 2014 bis 2017
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 253977389
Menschen passen ihre Bewertungsmaßstäbe veränderten Bedingungen an. Dies hat Konsequenzen für Veränderungsuntersuchungen zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität, da sich mit der Zeit nicht nur die Ausprägungen auf den zu beurteilenden Dimensionen, sondern auch die Kriterien zur Beurteilung selbst ändern. Verschiebungen der Bezugssysteme werden als Response shift bezeichnet. Unter den verschiedenen Methoden zur Erfassung von Response shift ist die Thentest-Methode (Erfassung retrospektiver Urteile und Vergleich mit zeitlich vorangehenden aktuellen Urteilen) die gebräuchlichste. Generell berichten die Studien mit dem Thentest Bezugssystemverschiebungen auf der Ebene von Mittelwerten über die Untersuchungsstichprobe. Eine eigene Studie (Hinz et al., 2011) hat anhand von ultrakurzen Erfas-sungsinstrumenten zur Lebensqualität demonstriert, dass auch individuelle Analysen von Response shift möglich und sinnvoll sind. Die geplante Studie erweitert nun diesen Ansatz in dreierlei Weise. Erstens sollen nicht nur ultrakurze, sondern gängige Methoden zur Lebensqualitätsmessung eingesetzt werden. Zweitens sollen sich die Untersuchungen nicht nur auf Prostatakrebspatienten, sondern auf verschiedene Arten von Erkrankungen beziehen. Drittens soll der Vignetten-Ansatz integriert werden. Hier haben die Patienten nicht nur sich selbst, sondern Fälle in Form von kurz skizzierten Fallvignetten hinsichtlich des Gesundheitszustands zu beurteilen. Eine Studie von Korfage et al. (2007) ist offenbar bislang die einzige Studie zur Nutzung solcher Fallvignetten in der Erfassung von Response-shift-Phänomenen. Aus der Gegenüberstellung von Selbstbeurteilung und Beurteilung der Vignetten ergeben sich neue Möglichkeiten der Bewertung von Bezugssystemverschiebungen. Die aus diesen Ansätzen abgeleiteten Hypothesen sollen anhand von drei verschiedenen Stichproben (jeweils n=150) untersucht werden: urologische Krebspatienten, Brustkrebspatientinnen in der Nachsorge und Teilnehmer der kardiovaskulären Rehabilitation. Als Ergebnis erwarten wir ein vertieftes Verständnis der individuellen Bezugssystemverschiebungen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Beteiligte Person
Dr. Jörg Kittel