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Geschichte(n) in Marmor: Der Fries des Voortrekker Monument in Pretoria

Fachliche Zuordnung Kunstgeschichte
Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Förderung Förderung von 2014 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 254347259
 
2012 haben Prof. Dr. Elizabeth Rankin (University of Auckland, Department of Art History) und ich das Forschungsprojekt From memory to marble: the frieze of the Voortrekker Monument konzipiert. Ziel ist ein englischsprachiges Buch, das interessierte Leser der Kultur- Geschichts- und Politikwissenschaften ansprechen soll. Darauf bereitet unser gemeinsamer Artikel vor: Copy nothing. Classical ideals and Afrikaner ideologies at the Voortrekker Monument (ca. 21.500 Worte, 38 Abbildungen). Das 62 Meter hohe Voortrekker Monument wurde als wuchtiger Art Deco Kubus auf einem freistehenden Hügel in Pretoria zwischen 1938 und 1949 errichtet: für die Jahrhundertfeier des sog. Great Trek und der Schlacht vom Blood River (16. Dezember 1838), in der burische Voortrekker (Pioniere) eine Übermacht von Zulus besiegten. Voortrekker unternahmen seit 1835 treks vom Eastern Cape in Richtung Norden, um Land zu erobern. Damit schufen sie zwischen 1835 und 1852 den territorialen und politischen Rahmen für einen legendären Great Trek und die heutige Republic of South Africa. Der politisch von Anfang an umstrittene Bau ist in Südafrika das zentrale Denkmal nationalistischer Buren-Ideologie und der perversen Politik der Apartheid (1948-94). Im Inneren überrascht der Bau mit einem 92 Meter langen und 2,3 Meter hohen historischen Fries aus Carrara-Marmor: in Augenhöhe, unverstellt, umzieht er die 30 x 30 x 30 Meter messende Hall of Heroes. Der Fries zeigt 27 in sich abgeschlossene Szenen mit historischen Themen der verschiedenen treks (Aufbruch, Religion, Verhandlung, Vorrücken, Sieg, Annexion, Bautätigkeit, Vertrag, etc.). Die verschlungenen Geschichten des Voortrekker Monument und seines Marmorfrieses sind nur ansatzweise erforscht. Diese können wir nun auf der Grundlage von intensiven Archiv-Recherchen in Südafrika (weit über 3.000 unpublizierte Text- und Bilddokumente) und historischer Literatur nahezu lückenlos rekonstruieren.Ziehen wir die Fäden zusammen: das Voortrekker Monument (1938-49), sein Marmorfries (ca. 1936-50), die frühen Vorzeichnungen des Malers Coetzer (1937), die späteren Modelle in Ton und Gips der südafrikanischen Bildhauer (1942-47), das Transportieren der originalgroßen Reliefbilder aus Gips nach Florenz (1947-49), das Kopieren dieser Bilder in Marmor im Studio Romanelli (1947-50), die ausgezeichnete Dokumentationslage und die enge Kooperation mit Einrichtungen in Südafrika. Auf diesen Grundlagen können wir ein wissenschaftliches Referenzwerk schreiben, das exemplarisch, Schritt für Schritt, die Komplexitäten und Überraschungen im Entwurfsprozess einer kolossalen Bildgeschichte in Marmor analysiert und in ihren verschiedenen kunst-, kultur- zeitgeschichtlichen Kontexten deutet.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Neuseeland
 
 

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