Detailseite
Projekt Druckansicht

Syntaktische und diskursbasierte Beschränkungen in der Verarbeitung von Pronomen bei Muttersprachlern und Nichtmuttersprachlern

Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung von 2014 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 254826349
 
Für das Verstehen von Sätzen oder Texten ist es unerlässlich, dass referentielle Beziehungen zwischen Pronomen und ihren Antezedenten so schnell und so akkurat wie möglich etabliert werden. Unser Wissen über die dabei involvierten mentalen Mechanismen und die Art der Beschränkungen, welche die Antezedenssuche beeinflussen, ist allerdings nach wie vor lückenhaft. Sowohl linguistische als auch psycholinguistische Modelle zur Interpretation von Anaphern basieren fast ausschließlich auf Daten von erwachsenen Muttersprachlern, und die große Mehrheit der Sprachverarbeitungsstudien hat sich auf das Englische konzentriert. Hypothesen über die Verarbeitung von Pronomen unterscheiden sich hinsichtlich der Fragen, wann genau syntaktische und diskursbasierte Beschränkungen Einfluß auf den Verarbeitungsprozeß nehmen und wie diese interagieren.Das Projekt wird die Rolle von syntaktischen und diskursbasierten Beschränkungen bei der Echtzeitverarbeitung von Pronomen bei Muttersprachlern und Nichtmuttersprachlern des Deutschen untersuchen. Ziel ist es, sowohl die sprach- and auch die populationenübergreifende Gültigkeit theoretischer Modelle und Hypothesen über die Verarbeitung von Anaphern zu überprüfen und diese Modelle zu verbessern. Das Projekt fällt somit in den Kernbereich "Modelle pragmatischer Phänomene" des XPrag Schwerpunktprogramms und erfüllt zudem das erklärte Ziel, die Untersuchung pragmatischer Phänomene auf bisher vernachlässigte Populationen auszuweiten.Um den zeitlichen Verlauf der Pronomenverarbeitung im Detail zu untersuchen, wird die Blickbewegungsmessung beim Lesen verwendet werden. Diese Methode erlaubt es zu bestimmen, ob und wann während des Verarbeitungsprozesses syntaktische und/oder diskursbasierte Information die Antezedenssuche beeinflussen. Da Nichtmuttersprachler während der Verarbeitung einer Fremd-sprache häufig eine reduzierte Sensitivität für syntaktische Information zeigen, wäre eine Vorhersage die, daß Nichtmuttersprachler bei der Verarbeitung anaphorischer Elemente stärker als Mutter-sprachler von Diskursinformation beeinflusst werden. Mögliche populationspezifische Unterschiede in der Sensitivität für syntaktische und diskursbasierte Beschränkungen oder hinsichtlich des Zeitverlaufs der Pronomenverarbeitung würden die universelle Gültigkeit existierender Modelle in Frage stellen, zugleich aber Evidenz für die Modularität des der Verarbeitung zugrunde liegenden repräsentationellen oder prozeduralen Systems liefern.Die Ergebnisse aus diesem Projekt werden zu einem besseren Verständnis der die Pronomenverarbeitung unterliegenden mentalen Architektur, Mechanismen und linguistischen Repräsentationen beitragen. Sie werden Implikationen sowohl für sprachwissenschaftliche Hypothesen über die Interpretation von Pronomen als auch für existierende Sprach-verarbeitungsmodelle haben; darüber hinaus werden sie auch für Zweitspracherwerbsforscher von Interesse sein.
DFG-Verfahren Schwerpunktprogramme
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung