Detailseite
Projekt Druckansicht

Verarbeitung von projektivem Gehalt: Repräsentationale und prozedurale Aspekte

Antragstellerin Professorin Dr. Anke Holler
Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung von 2014 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 254937179
 
Bisherige Untersuchungen zum Phänomen des projektiven Gehalts (PG) stützen sich auf introspektive und offline-Methoden wie den sog. Family-of-sentences-Test und den 'Hey, wait a minute'-Test. Diese Methoden spielten eine wichtige Rolle bei der Klassifikation unterschiedlicher PG-Typen. In den vergangenen zehn Jahren wurden diese Ergebnisse durch wichtige Befunde zum absoluten Zeitverlauf bei der Verarbeitung pragmatischer Information ergänzt. Was jedoch bisher zu fehlen scheint ist eine präzise relative Einordnung der einzelnen beteiligten Verarbeitungsschritte zur Interpretation von Ausdrücken, die in der Literatur als projektiv eingestuft werden. Hier setzt das Projekt an. Es legt die Grundlagen für die experimentelle Untersuchung der Sequenzierung und des temporalen Verlaufs der bei der Verarbeitung pragmatischer Information involvierten Interpretationsprozesse. Es befasst sich mit drei ausgewählten Arten von pragmatischer Information, die üblicherweise unter den Begriff des projektiven Gehalts gefasst werden:Einzigkeitspräsuppositionen, Expressiva sowie durch additive bzw. exklusive Partikeln ausgelöste Präsuppositionen/Implikaturen. Ausgehend von der Annahme, dass in allen drei Fällen kontextuelle Angemessenheitsbedingungen die Interpretation beeinflussen, werden die Kontexteigenschaften der Zielsätze, die die Auslöser für die projektive Information enthalten, auf verschiedene Weise manipuliert. Die resultierenden zeitlichen Effekte bei der Verarbeitung des projektiven Gehalts werden relativ zu einem nicht-projektiven Anker im Zielsatz gemessen. Dabei werden gut etablierte Effekte syntaktischer und lexikalischer Manipulationen als Vergleichsgröße verwendet. Parallel dazu werden mittels entsprechend angepasster Stimulus-Materialien Erwerbsstudien durchgeführt, um Aufschluss über die Verarbeitung projektiver Information bei Kindern zu bekommen. Methodisch werden im Projekt verschiedene online- und offline-Methoden kombiniert, darunter Akzeptabilitäts- bzw. Angemessenheitsratings, Satzergänzung und Entscheidungsaufgaben mit und ohne Mousetracking. Zur Untersuchung der zentralen Projektfragestellung, der zeitlichen Auflösung von Verarbeitungsschritten, bedienen wir uns der Blickbewegungsmessung beim Lesen. Zu XPRAG.de wird das Projekt in zweierlei Hinsicht beitragen: einerseits hoffen wir das Wissen über die bei der Verarbeitung von projektiver Information ablaufenden psycholinguistischen Prozesse deutlich zu erweitern, wobei insbesondere die Repräsentationen und Prozesse, die der Verarbeitung und dem Erwerb zugrunde liegen, von Bedeutung sind. Zudem denken wir, durch die methodenübergreifende und -vergleichende Vorgehensweise das verfügbare Methodeninventar zu validieren und zu erweitern. Andererseits werden unsere Ergebnisse zur Verarbeitungssequenzierung verschiedener PG-Typen die Diskussion um die Heterogenität projektiven Gehalts bereichern und so zu einer feinkörnigeren Unterscheidung der Typen von projektiven Ausdrücken beitragen.
DFG-Verfahren Schwerpunktprogramme
Beteiligte Person Dr. Thomas Weskott
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung