Die Konvergenz von Fernsehen und Internet aus Angebots- und Nutzungsperspektive
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das Forschungsprojekt hatte die systematische Beschreibung und Analyse von Konvergenz von Fernsehen und Internet aus Angebots- und Nutzungsperspektive zum Ziel. Theoretischer Ausgangspunkt waren Ansätze zur Integration bestehender Medienangebote in webbasierte Umgebungen und Überlegungen zur mehrdimensionalen Synthese von Fernsehen und Internet. Die dem Konvergenzbegriff inhärente Prozesshaftigkeit und die Entkopplung kommunikativer Dienstleistungen von der Technik ist dabei nicht nur für die wissenschaftliche Beschreibung eine Herausforderung, sondern auch die marktrelevante Abgrenzung konvergenter Angebote und Nutzungsformen sowie ihre Regulierung werden dadurch erschwert. Um die hier skizzierten Konvergenzprozesse systematisch und mehrdimensional zu analysieren, wurden fünf empirische Teilstudien durchgeführt: Zur Typologisierung der Vielfalt konvergenter Nutzung von Fernsehen und Internet wurde eine Tagebuchstudie (T1) in Form einer täglichen Online-Befragung an sieben aufeinander folgenden Tagen durchgeführt (n=158) und mit 17 qualitativen Interviews vertieft. - Für die angebotsseitige Systematisierung (T2) wurden Programmelemente des Fernsehens mit einer Onlineverknüpfung und webbasierte Bewegtbildangebote mit einer merkmalsbasierten Fernsehaffinität (n=225) mehrstufig analysiert und in eine Angebotstypologie überführt. - Nach einem reflektierenden Workshop (Z1) mit FachkollegInnen und ExpertInnen mit Praxisbezug wurden zentrale Formen konvergenter Nutzung in einer repräsentativen CATI- sowie einer ergänzenden Online-Befragung quantitativ erhoben (T3). - Zur Vertiefung der Angebotstypen wurden leitfadengestützte Interviews mit an der Konzeption/Produktion konvergenter Bewegtbildangebote beteiligten Personen geführt (T4). - Auf der Grundlage zentraler Angebotsmerkmale und der Beschreibung 33 typischer Angebote wurden schließlich n=2867 Inhaltselemente aus drei Bewegtbildangeboten (Amazon Prime Video, maxdome Paket und Netflix) inhaltsanalytisch erhoben (T5). Die Befunde liefern auf der Nutzungsseite eine empirische Konkretisierung konvergenter Medienrepertoires. Weiter lassen sich zwei Formen der inhaltlichen Bezugnahme zwischen Fernsehen und Internet differenzieren: Erstens die Informationssuche im Internet über das Fernsehangebot im Vorfeld der Nutzung sowie eine das Fernsehen begleitende oder nachgelagerte Internetnutzung. Für die parallele Nutzung kann eine große Vielfalt von Nutzungsvarianten festgestellt werden. Im Rahmen der CATI-Befragung wurden vier Typen individueller „repertoires of watching“ identifiziert, wobei die Nutzung von Angeboten aus dem Internet lediglich für einen dieser Typen bedeutsam ist. Die Ergebnisse weisen darüber hinaus auf starke soziodemografische Unterschiede zwischen den drei fernsehzentrierten Nutzungsrepertoires einerseits und dem konvergenten Nutzungsrepertoire andererseits hin, was die Frage nach den zugrunde liegenden sozialen Mechanismen und deren Folgen aufwirft. Das integrative Klassifikationsmodell konvergenter Bewegtbildangebote unterscheidet 14 klar abgrenzbare Angebotsformen. Die wichtigsten konvergenten Bewegtbildangebote sind lineare Fernsehprogrammbouquets, Mediatheken, Video-on-Demand-Plattformen, Videostreaming- Dienste, proprietäre Bewegtbild-Dienste und Webseiten mit substantiellem Bewegtbildanteil. Die ExpertInnen bewerten insbesondere die Vervielfachung der Verbreitungswege als Treiber einer erstarkten Fokussierung auf den Bewegtbildinhalt und seine Qualität. Die quantitative Inhaltsanalyse ergab einen deutlichen Schwerpunkt für fiktionale Unterhaltung und einen geringen Anteil eigenproduzierter Inhalte. Die genre-, format- und themenbezogenen Parallelen zwischen Bewegtbildangeboten und privaten Fernsehvollprogrammen lassen Rückschlüsse auf eine konvergente Annäherung zu. Die hier vorgelegte Analyse der Konvergenzprozesse zwischen Fernsehen und Internet legt ein tragfähiges Modell und empirische Analysestrategien vor und kann im Sinne der Grundlagenforschung das Forschungsfeldes weiter aufschlüsseln.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2015, Juli). Audience Involvement in German TV programs. "Hegemony or Resistance – On the Ambiguous Power of Communication Power of Communication", Jahrestagung der IAMCR, Montréal
Strippel, C., & Emmer, M.
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(2016, November). The complexity of media multitasking: How viewers distribute their attention between first and second screen. "Mediated (Dis)Continuities: Contesting Pasts, Presents and Futures", 6th ECREA, Prag
Strippel, C., & Fehr, A.
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(2016, September). "Dear participants…" – Video Messages in Online Surveys and Diary Studies. "Opportunities and Challenges in the Measurement of Media Use and Exposure", 18th Annual Conference of the Methods Division of the German Communication Association (DGPuK), Amsterdam
Strippel, C.
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(2017). Dominik Rudolph: YouTube und Fernsehen: Konkurrenz oder Ergänzung? rezensionen:kommunikation:medien
Strippel, C.
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(2017). Praktiken der Second-Screen-Nutzung. Konzeptioneller Rahmen für die Analyse der Parallelnutzung von zwei Bildschirmen. In U. Göttlich, L. Heinz, & M. R. Herbers (Hrsg.), Ko-Orientierung in der Medienrezeption. Praktiken der Second- Screen-Nutzung (S. 107-136). Wiesbaden: Springer
Strippel, C.
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(2018, Mai). Convergent use of Television and Internet: Insights from an exploratory diary study. 68th Annual Conference of the ICA, 24.-28. Mai 2018, Prag
Strippel, C., & Emmer, M.