Detailseite
Projekt Druckansicht

Neurale Prozesse sozialer Interaktion bei genetischen und umweltbedingten Risikofaktoren der Schizophrenie

Fachliche Zuordnung Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Kognitive und systemische Humanneurowissenschaften
Förderung Förderung von 2014 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 256835330
 
Die Bereitschaft zur Kooperation, zu Perspektivübernahme (Theory of Mind, ToM) und Empathie hängt maßgeblich von dem Zugehörigkeitsgefühl (Identifikation) ab, welches wir einem Interaktionspartner gegenüber empfinden. Soziale Kategorisierungen in Eigen- (ingoup, IG) und Fremdgruppe (outgroup, OG), die damit verbundene Aufwertung der IG und gleichzeitige Abwertung der OG birgt das Potential für Konflikte auf zwischenmenschlicher und gesellschaftlicher Ebene. Solche psycho-sozialen Faktoren wurden u.a. als Erklärungsansatz für das erhöhte Auftreten von Schizophrenien bei Migranten herangezogen, diese stellen einen möglichen Umwelt-Risikofaktor (UR) für Schizophrenie dar. Auf Verhaltensebene konnte der Einfluss sozialer Kategorisierungen auf Interaktionsverhalten mehrfach nachgewiesen werden. Ihre Auswirkung auf neurale Prozesse und die Interaktion mit genetischen Risikofaktoren (GR) für Schizophrenie wurde bislang jedoch noch nicht erforscht. Ziel des beantragten Projektes ist es, die Rolle umweltbedingter (Migrationsstatus) und genetischer Risikofaktoren der Schizophrenie (Präsenz erkrankter erstgradig verwandter Angehöriger) auf neurale Spiegelneuronen und ToM Prozesse zu untersuchen. Dabei werden Interaktionen simuliert, zwischen bestehenden Gruppen unterschiedlicher Ethnien (Deutsche vs. Migranten aus der Türkei) im Vergleich zu fiktiven Gruppen (eingeteilt nach dem minimal group paradigm: MGP), jeweils mit hohem (GR+) und niedrigen genetischen Risiko (GR-). Es werden also systematisch zwei Zwischensubjekt-Faktoren: genetisches Risiko (GR+ / GR-) und Migrationsstatus (UR+ / UR-) und zwei Innersubjekt-Faktoren: MGP-Gruppenzugehörigkeit (MGP-IG, MGP-OG) und Ethnie des Interaktionspartner (Ethnie-IG, Ethnie-OG), manipuliert. Die neuralen Korrelate der experimentellen Manipulationen sollen mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) im Spiegelneuronen- und ToM-Netzwerk nachgewiesen werden. Es wird erwartet, dass die jeweiligen Gruppen die grösste Empathie und Perspektivübernahme zeigen, wenn die Identifikation mit dem Interaktionspartner hoch ist (MPG-IG), der Gegenspieler der gleichen Ethnie angehört (Ethnie-IG) und kein genetisches Risiko vorliegt (GR-). Dies zeigt sich sowohl in den Verhaltensdaten als auch auf neuraler Ebene in der besonders starken Aktivierung von Regionen des ToM- und Spiegelneuronen-Netzwerkes. Es wird angenommen, dass Probanden mit genetischem Risiko reduzierte Aktivierungen in ToM- und Spiegelneuronen-Netzwerken aufweisen (GR+ < GR-). Für die Kategorisierung in IG und OG werden vergleichbare Effekte für bestehende (Ethnie) und fiktive (MGP) Gruppen erwartet, was die Bedeutung kultureller Kategorisierungen deutlich macht. Ergebnisse dieses Projektes sollen nicht nur Aufschluss über die neuralen Grundlagen von Gruppeneffekten geben, sondern auch die Interaktion von umweltbedingten und genetischen Faktoren offenlegen, die zu einer erhöhten Vulnerabilität für Schizophrenie bei Migranten beiträgt.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung