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Wo befindet sich meine Partei? Wie Parteien sich während der Legislaturperiode positionieren und wie sich dies auf ihre Popularität auswirkt

Antragsteller Professor Dr. Marc Debus
Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Förderung Förderung von 2014 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 256967640
 
Um die Effektivität von Wahlen als Mechanismen der Repräsentation zu gewährleisten, müssen mindestens zwei Bedingungen erfüllt sein. Bürger müssen erstens vor der Wahl wissen, welche Positionen die Parteien vertreten, was sie also vorhaben, und zweitens nach der Wahl erfahren, ob die Parteien an den angekündigten Vorhaben festhalten. Ob diese Kriterien in der Praxis erfüllt sind, ist keinesfalls klar. In diesem Projekt widmen wir uns der zweiten der oben genannten Bedingungen. Die zentralen Forschungsfragen sind (1) ob Parteien ihren während des Wahlkampfs eingenommenen Positionen nach der Wahl treu bleiben und (2) falls nicht, ob sie dafür in der Wählergunst einen Preis zahlen. Mit dem Ziel einer empirisch fundierten Einschätzung werden wir einerseits die Positionierung von Parteien in ihren Pressemitteilungen während der Legislaturperiode untersuchen und andererseits analysieren, ob sich das Parteiverhalten auf das Abschneiden in Umfragen und bei nachrangigen Wahlen auswirkt. Theoretisch und empirisch unterscheiden wir zwischen auf fundamentalen Prinzipien beruhenden Politikfeldern und solchen, die von pragmatischen Erwägungen geprägt sind, sowie zwischen Regierungs- und Oppositionsparteien. Für die empirische Auswertung sammeln wir Pressemitteilungen aus den zehn bereits im Vorgängerprojekt untersuchten Ländern, für jeweils zwei zweijährige Nachwahlperioden. Pressemitteilungen sind „offizielle“ Parteidokumente, in denen Parteien relativ frei Themen setzen, Positionen einnehmen und diese kommunizieren können. Zudem werden Pressemitteilungen in der jüngeren politikwissenschaftlichen Forschung verstärkt herangezogen, um die programmatischen Positionen einer Partei während einer laufenden Legislaturperiode zu ermitteln. Für die Auswertung der Dokumente stützen wir uns auf eine Kombination aus quantitativer Textanalyse und manueller Codierung. Die Popularität der Parteien ermitteln wir aus Umfragewerten und Ergebnissen von Europa- und subnationalen Wahlen. Zudem überprüfen wir in vergleichender Form, in welchem Ausmaß die Inhalte von Pressemitteilungen Widerhall in der Medienberichterstattung finden. Das Projekt trägt in mehrfacher Hinsicht zur Literatur bei. Bisherige Arbeiten zum Parteienwettbewerb beschränken sich auf den Vergleich von Positionen zwischen weit auseinanderliegenden Vorwahlperioden. Um die Reaktion auf Popularitätssignale und die Interaktion zwischen Parteien zu untersuchen, sind in kurzen Zeitintervallen erfasste Daten, wie wir sie erheben möchten, unerlässlich. Damit lassen sich auch kurzfristige Effekte und Dynamiken analysieren. Ein Vergleich der Wahlkampf- mit der folgenden Nachwahlperiode ermöglicht es außerdem zu analysieren, unter welchen Bedingungen Parteien Positionen aufgeben, und wie Wähler auf die Kommunikationsstrategien der Parteien reagieren. Schließlich wird das Projekt vergleichend untersuchen, wie oft und in welcher Form die Medien die Pressemitteilungen der Parteien aufgreifen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug USA
 
 

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