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Warum und mit welcher Berechtigung ist Kant 'Euklidianer'? Eine Rekonstruktion der Kantischen Mathematikkonzeption in der Perspektive der epistemischen Rolle diagrammatischer Visualisierungen

Fachliche Zuordnung Theoretische Philosophie
Theater- und Medienwissenschaften
Wissenschaftsgeschichte
Förderung Förderung von 2014 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 257315058
 
Immanuel Kants anschauungsbezogenes Verständnis von Mathematik ist - bis heute - vielfach kritisiert. Das Projekt unternimmt eine 'diagrammatologische Rekonstruktion' von Kants Mathematikphilosophie. Es soll gezeigt werden, dass Kants Auffassungen, mathematische Erkenntnisse seien 'intuitiv' und nicht 'diskursiv', sie seien synthetisch und nicht (wie zu erwarten) analytisch a priori, einen fruchtbaren Sinn bekommen, wenn diese als eine Reflexion der produktiven Rolle von Visualisierungen im wissenschaftlichen Denken rekonstruiert werden. Dafür werden zwei Debatten miteinander verbunden: die Diskussion über die epistemisch produktive - und nicht nur schaubildlich/illustrative - Funktion von Diagrammen einerseits und mathematikphilosophische 'praxeologische' Ansätze andererseits, die nicht auf eine absolute Fundierung mathematischer Gewissheit zielen, sondern 'bescheidener' auf Beschreibung und Erklärung von Praktiken im Gesamtspektrum mathematischer Tätigkeiten. Die Schritte zur Rekonstruktion von Kants Anschauungskonzept implizieren (I) seine Entdeckung der 'Gegend' (= Richtungssinn) als Inkrement von Räumlichkeit, (II) seine Auseinandersetzung mit inkongruenten Gegenstücken, (III) die Rolle von Schematismus und Einbildungskraft beim Denken. Im Ergebnis kann die Kantische Anschauung als eine Handlungsweise explizit gemacht werden, die durch kontrollierte graphische Verfahren, welche an den Achsen subjektiver Körperlichkeit (rechts/links, oben/unten) ausgerichtet sind, eine intersubjektive Wahrnehmung/Erfahrung möglich macht. Kants 'Euklidizität' wird dadurch nicht nur plausibel, sondern kann als Einsicht in die 'Erkenntniskraft der Linie' den gegenwärtigen Debatten über Mathematik und Visualisierung und über die Rolle von Diagrammen beim Erkennen impulsgebend werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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