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Die Erschaffung Venedigs. Raum, Bevölkerung, Mythos 1570-1750

Fachliche Zuordnung Frühneuzeitliche Geschichte
Förderung Förderung von 2006 bis 2009
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 25741112
 
Ausgangspunkt der Arbeit ist die Hypothese, dass die Institution des Staates keineswegs das historisch gewissermaßen ,notwendige' Gebilde ist, als dass sie nicht selten angesehen wird. Vielmehr ist der Staat das Ergebnis zahlreicher historisch-diskursiver Prozesse, in denen Formen sozialer Wirklichkeit etabliert wurden. Wie es europäischen Obrigkeiten und Regierungen gelang, diese vielfältigen Handlungen und Prozesse zu einer diskursiven Struktur zu verdichten, der wir inzwischen den Namen ,Staat' geben, wird im Rahmen der vorliegenden Arbeit anhand des frühneuzeitlichen Venedig untersucht. Drei Bereiche, die für einen Staat von besonderer Bedeutung sind, werden dabei näher analysiert: Erstens der Raum, durch den sich ein Staat territorial konstituiert und mittels Grenzen von anderen Staaten unterscheidet. Zweitens die Bevölkerung, die während der Frühen Neuzeit vor allem als Objekt obrigkeitlichen Handelns entdeckt und konstituiert wurde. Drittens schließlich der Mythos, der die Funktion übernimmt, dem Staat und seinen Menschen zu erzählen, warum die Dinge so sind, wie sie sind. Alle drei Phänomene waren keineswegs selbstverständlich gegeben, sondern mussten in langen, zum Teil sich über Jahrhunderte hinziehenden Prozessen erarbeitet, gefestigt und organisiert werden. Auch solche nahezu ,natürlich' erscheinenden Aspekte wie das Staatsterritorium oder das Staatsvolk lassen sich mittels des hier gewählten kulturhistorischen Zugangs als diskursiv hergestellte Einheiten enttarnen. Im Ergebnis erwies sich vor allem der Zeitrum der Jahrzehnte um 1700 als bedeutsam, da sich hier in entscheidender - und zu Beginn der Arbeit nicht vorhergesehener - Weise die Formen der Diskursproduktion veränderten: Die soziale und kulturelle Wirklichkeit wurde nicht mehr als etwas Gegebenes, sondern als etwas Machbares wahrgenommen.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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