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Willy Gehler (1876-1953): Spitzenforschung, politische Selbstmobilisierung und historische Rezeption eines bedeutenden Bauingenieurs und Hochschullehrers im Jahrhundert der Extreme

Fachliche Zuordnung Architektur, Bau- und Konstruktionsgeschichte, Bauforschung, Ressourcenökonomie im Bauwesen
Konstruktiver Ingenieurbau, Bauinformatik und Baubetrieb
Förderung Förderung von 2014 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 257930313
 
Die bisherige interdisziplinäre Bearbeitung des Projektes lieferte am Beispiel von Willy Gehler einen Beitrag zur Professions- und Sozialgeschichte der Bauingenieure im 20. Jahrhundert. In Projektphase 1 wurde die Person Gehlers vor dem Hintergrund dreier Teilziele betrachtet, die auch in Förderphase 2 weiterverfolgt werden:- Der Bauingenieur Willy Gehler,- Biografie und politische Positionierung Gehlers,- Gehler als persona non grata.Die These von Gehlers hoher fachlicher Expertise im Stahl- und Spannbetonbau konnte belegt werden. Sie ist stark mit der Rolle des Versuchs- und Materialprüfungsamts Dresden verbunden, das Gehler von 1918 bis 1945 leitete. Als eine der damals wichtigsten Einrichtungen ihrer Art wurden hier Stahlbeton-Grundlagenforschung betrieben und neue fortschrittliche Berechnungsansätze abgeleitet. Weiter fanden sich Hinweise, dass Dresden als eine Keimzelle der Erforschung des Spannbetonbaus – speziell des Stahlsaitenbetons – gelten kann. Neben den Beweggründen zur Berufung Gehlers auf diese einflussreiche Position konnten zahlreiche weitere Forschungsvorhaben recherchiert werden, die vor Projektbeginn unbekannt waren und Grundlage der hier beantragten zweiten Förderphase sind. Vor allem soll zukünftig Gehlers fachliche auch Expertise materialübergreifend, insbes. auf dem Gebiet des Stahlbaus, betrachtet werden. Weiterhin sollen die Netzwerke Gehlers in Forschung, Industrie und Gesellschaft genauer untersucht werden, da diese für die Einwerbung von Forschungsvorhaben und das Verbreiten der eigenen Forschungsergebnisse von Relevanz scheinen. Diesbzgl. bleibt die Betrachtung der Anfänge des Spannbetonbaus ein Schwerpunkt der 2. Förderphase. Die Stahlsaitenbetonbauweise wurde als stahlsparende Alternative zum Stahlbeton gesehen und während der NS-Zeit im Besonderen gefördert. Die Antragssteller erhoffen sich in diesem Zusammenhang weitere Aufschlüsse zu Gehlers politischer Positionierung.Phase 1 lieferte Hinweise, dass Gehlers Denken tief in der wilhelminischen Zeit verwurzelt war, was für sein Handeln während der NS-Zeit durchaus von Relevanz ist. In der zweiten Projektphase soll daher der Nachlass seines Professorenkollegen Kurt Beyer aufbereitet werden. Erste Einsichtnahmen in diesen umfangreichen Nachlass lassen zahlreiche Informationen zu Gehler und z. B. zu dessen Verhältnis zu Beyer vermuten. Die These „Gehler als ‘persona non grata‘“ konnte noch nicht abschließend erörtert werden. Einerseits setzten sich Kollegen nach 1945 für seine Rehabilitierung ein und widmeten ihm noch zu Lebzeiten Fachbeiträge in wissenschaftlichen Journalen. Anderseits geriet Gehler nach seinem Tod zunächst in Vergessenheit. In den 1960er Jahren wurde er als überzeugter Nationalsozialist dargestellt. In den 1980er Jahren finden sich jedoch erneut wertschätzende Widmungen in der Fachliteratur. Diese scheinbar widersprüchliche Erinnerungskultur soll im politischen und gesellschaftlichen Kontext der DDR in Phase 2 genauer betrachtet werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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