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Grenzflächenphänomene in ionenleitenden Systemen: Untersuchungen mit Methoden der Oberflächenforschung

Fachliche Zuordnung Herstellung und Eigenschaften von Funktionsmaterialien
Förderung Förderung von 2014 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 258032533
 
Erstellungsjahr 2021

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im Rahmen des Projekts wurden Grenzflächeneigenschaften und -prozesse in Materialien für Batterieanwendungen untersucht. Dazu wurden Methoden der Oberflächenforschung sowie atomistische Simulationen kombiniert, um die Struktur, Thermodynamik und Kinetik der Grenzflächen aufzudecken. Im Fokus standen dabei zunächst Grenzflächen zwischen LiCoO2 und einer Reihe von flüssigen Elektrolyten (z.B. EC, DEC) sowie dem amorphen Festelektrolyt Li-PON. Es zeigte sich, dass alle Flüssigelektrolyte im Kontakt mit der Oberfläche von LiCoO2 reduziert (und nicht wie oft angenommen oxidiert) werden. Die Reduktion an der Oberfläche wird durch Li hervorgerufen, welches ein hohes chemisches Potential in voll lithiiertem LiCoO2 aufweist und somit leicht Reaktionen eingeht. Spezielle elektronische Zustände zwischen Oberflächensauerstoff des LiCo2 und Karbonat-Kohlenstoff lassen eine katalytische Wirkung für diese Reaktionen vermuten. Verschiedene Reaktionsprodukte der SEI (solid elektrolyte interface) konnten identifiziert und Energieleveldiagramme aufgestellt werden, die zum Verständnis des Ladungstransportes beitragen. Auch bei der Grenzfläche zwischen LiCoO2 und LiPON konnten Zerfallsreaktionen beobachtet werden. Nachdem dünne Schichten des Festelektrolyts auf LiCoO2 abgeschieden und Temperaturbehandlungen unterzogen wurden, bildete sich Co3 O4 und Li3 PO4 aus. Demnach ist die Grenzfläche thermodynamisch instabil. Für ein tiefergehendes Verständnis wurden Defektbildungsenergien berechnet, welche unter der Wahl geeigneter Fermi-Level die Instabilität ebenfalls vorhersagen. Unter Einbezug von experimentell ermittelten Austrittsarbeiten und der elektronischen Struktur konnte schließlich ein Energieleveldiagramm entwickelt werden. Das Projekt legte außerdem einen weiteren Fokus auf die Untersuchung der Grenzflächen zwischen verschiedenen Festelektrolyten und metallischem Li. Nachdem zunächst ein Strukturmodell für das amorphe LiPON generiert wurde, konnten in einer Kombination von experimentellen und theoretischen Untersuchungen gezeigt werden, dass LiPON instabil gegenüber Li ist. Demnach ist es thermodynamisch vorteilhaft, zu Li2 O, Li3 P und Li3 N zu zerfallen. Allerdings führen die Reaktionsprodukte zu einer passivierenden Schicht, so dass auch die Kinetik mit einbezogen werden muss. Ein weitere oxidischer Festelektrolyt, das Granat-artige Li5 La3 Ta2 O12 , hingegen zeigte keinerlei Reaktion mit Li-Metall. Somit handelt es sich hier zumindest unter Gleichgewichtsbedingungen um eine stabile Grenzfläche. Auch der sulfidische Festelektrolyt Li4 P2 S6, der eine niedrige Li-Leitfähigkeit aufgrund geringer Defektdichte aufweist, zeigte eine instabile Grenzfläche gegenüber Li auf. Hier konnten durch Untersuchungen von planaren Defekten gezeigt werden, dass sich die Leitfähigkeit nicht erhöhen lässt. Ein weiteres Augenmerk galt amorphen Phasen, welche bei der Herstellung sulfidischer Festelektrolyte oft beobachtet und teilweise als Grenzflächenphase eingestuft wird, welche die Leitfähigkeit mindert. Für den superionischen Leiter Li4 PS4 I konnten wir allerdings zeigen, dass sich eine amorphe Phase mit gleicher Zusammensetzung kaum auf die Leitfähigkeit auszuwirken scheint und andere Effekte (z.B. Verunreinigungen) eine Rolle spielen müssen. Ähnlich verhält es sich mit amorphen Strukturen im System (Li2 S)x (P2 S5 )1−x und unter schwefelarmen Bedingungen: Trotz verschiedener zugrundeliegender Struktureinheiten (PS3− , P2 S4− , P2 S4− ) weisen alle Strukturen eine nahezu identische Diffusivität auf. Mit diesen Untersuchungen wurde somit der Grundstein für weitere Arbeiten zur Analyse des Einflusses von Grenzflächen und amorphen Phasen auf die Eigenschaften von Festelektrolyten gelegt.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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