Hellenistic Sanctuaries in Cuma and Paestum and their Role in the Architectural Landscape of Hellenistic Campania
Final Report Abstract
Auf der Grundlage neuer Bauaufnahmen und der Bauforschung am Apollo-Tempel auf der unteren Terrasse der Akropolis von Cumae und an der Gruppe der hellenistischen Tempietti im Nordwesten des Süd-Heiligtums in Paestum konnten neue Rekonstruktionsvorschläge für diese Bauten ausgearbeitet werden. Studien zu Vergleichsbeispielen ermöglichten dann jeweils eine präzisere bauhistorische Einordnung. Beim Apollo-Tempel von Cumae wurde zunächst die frühkaiserzeitliche Hauptbauphase rekonstruiert, während von der archaischen Phase überraschenderweise keinerlei baulichen Reste erkennbar waren. Im römischen Bau wahrscheinlich wiederverwendete steinerne Elemente und das in Tuffquadern gefügte Podiumsrechteck sind meines Erachtens Bestandteile eines ionischen Peripteros der frühhellenistischen samnitischen Zeit, dessen Gestalt ebenso hypothetisch wiedergewonnen wurde. Mit der peripteralen, griechisch geprägten Ausbildung, errichtet aber auf einem italischen Podium, reiht sich der Bau zusammen mit dem Capitolium in der Unterstadt von Cumae und dem Apollo-Tempel von Pompeji ein in eine Gruppe solcher hellenistischer Bauten mit den charakteristischen Mischformen, während sich bei dem Tempel auf der Akropolis von Velia die in der Region seltene Parallele einer Ringhalle ionischer Ordnung findet. Die Tempietti von Paestum, die teils noch lukanisch, teils bereits nach der Koloniegründung 273 v. Chr. datieren, erwiesen sich hingegen fast alle als Heiligtümer mit prostylen, dorischen Säulenstellungen, denen Altäre vorgelagert waren. Der größte davon, der Amphiprostylos, konnte mit einer dorischen Front- und Rückhalle von 4 x 2 Säulen rekonstruiert werden, wobei hier wahrscheinlich die Disposition der inneren Vorhalle des spätarchaischen Athenaion von Paestum rezipiert wird. Die jeweils auf einer griechischen Krepis errichteten dorischen Prostyloi von Paestum haben vielfältige Parallelen etwa im sizilischen Sakralbau dieser Spätzeit, zeigen also deutliche großgriechische Einflüsse, während die Frontbetonung und die teilweise tiefen Vorhallen wiederum italischer Natur sind. Sowohl der cumäische Apollo-Tempel als auch die Tempietti von Paestum sind somit ein Zeichen der Lage Kampaniens im Grenzgebiet zwischen Großgriechenland und dem römisch-italischen Raum und spiegeln die Periode der Herrschaft der campanischen Samniten im Zentrum Kampaniens und der Lukaner weiter im Süden. Sowohl die bauhistorische Untersuchung als auch der historische Zusammenhang ergeben hier also eine Einordnung dieser Völker und ihrer Bautätigkeit zwischen Griechen und Römern. Die wachsende Dominanz Roms in Kampanien findet dann in der zunehmenden Verbreitung der korinthischen Ordnung ihren Niederschlag, wie am Kapitol von Liternum, dem korinthischdorischen Tempel in Paestum oder bei den späthellenistischen Tempeln von Pompeji, die fast alle korinthisch waren.
Publications
- Hellenistische Sakralbauten in Kampanien. Ein Vorbericht, RM 121, 2015, 83-114
M. Wolf
- Cumae und Paestum, Italien. Hellenistische Heiligtümer in Campanien, e-Forschungsberichte des DAI 2016-2, 55-59
M. Wolf
- Heiligtümer der hellenistisch-römischen Spätzeit in den großgriechischen Städten Cumae und Paestum, Bericht über die 49. Tagung für Ausgrabungswissenschaft und Bauforschung, Innsbruck 2016, S. 126 - 132
M. Wolf
- Hellenistische Heiligtümer in Sizilien : Studien zur Sakralarchitektur innerhalb und außerhalb des Reiches König Hierons II. - Wiesbaden 2016. - ISBN 978-3-95490-171-5. 121,106 S.
M. Wolf