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Vorläufer der wissenschaftlichen Slavistik: Johann Wenzel Pohl

Fachliche Zuordnung Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Förderung Förderung von 2006 bis 2009
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 25841675
 
Erstellungsjahr 2013

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im Mittelpunkt des Projekts stand der Sprachlehrer Johann Wenzel Pohl (1720-1790), der 1756 die erste Grammatik des Tschechischen in deutscher Sprache veröffentlichte, die nach kurzem Erfolg von seinen jüngeren Zeltgenossen scharf kritisiert wurde und wegen ihrer Germanismen und der zahlreichen Neologismen später als Inbegriff des schlechten Tschechischen angesehen wurde. Unmittelbarer Anlass für das Projekt war die Auffindung eines bisher als verschollen geltenden deutsch-böhmischen Wörterbuchs von Pohl, das einen besseren Einblick in seine Aktivitäten erlaubt als die bis dahin bekannten Schriften. Ziel des Projekts war es, dieses Wörterbuch in einer Edition zugänglich zu machen und den in ihm enthaltenen Wortschatz mit vorhergehenden und folgenden Wörterbüchern des Tschechischen zu vergleichen. Geplant waren außerdem Recherchen zur Herkunft und zum Bildungsgang Pohls sowie zu seinem Einfluss auf die Sprachpolitik seiner Zelt. Im Laufe der Projektarbeit wurde das Wörterbuch ganz transliteriert. Dabei hat sich ergeben, dass die Edition deutlich schwieriger wird als erwartet, u. a. weil die Handschrift viele Fehler und Inkonsequenzen in der Orthographie aufweist. Die Edition ist aber immer noch geplant und wird innerhalb der nächsten zwei Jahre erfolgen. Deutlich mehr Ergebnisse hat die Analyse des Wortschatzes gebracht, wobei insbesondere festgestellt wurde, dass Pohls Neologismen in zwei Klassen eingeteilt werden können, nämlich terminologische Neuschöpfungen und Versuche zur Ersetzung eingebürgerter deutscher Lehnwörter. Die erste Klasse von Neologismen weicht weniger stark von den Bemühungen späterer Puristen ab, als bisher angenommen, und ein kleiner Teil dieser Neubildungen hat auch im Tschechischen überlebt. Die zweite Klasse von Neologismen war hingegen sehr instabil - Pohl hat oft für dasselbe Wort mehrere Ersatzlexeme vorgeschlagen - und letztlich nicht erfolgreich. Die Recherchen zu Pohls Leben haben gewisse Erfolge gezeitigt, so u. a. die Auffindung eines Autographen und die Klärung mancher Details seiner Wiener Zeit. Es konnte aber immer noch nicht geklärt werden, wo er geboren ist und aus welchen Verhältnissen er stammt, und auch sein Bildungsgang ist weitgehend unklar.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Der Beitrag von Johann Wenzel Pohl zur Entwicklung der slavischen Sprachwissenschaft. In: Deutsche Beiträge zum 14. Internationalen Slavistenkongress Ohrid 2008 (Hrsg. S. Kempgen, K. Gutschmidt, U. Jekutsch und L. Udolph), München 2008, S. 39-52
    Berger, Tilman
  • Diakriticke znaky v Pravopisnosti Reci Cechske Jana Vaclava Pola [Die diakritischen Zeichen in Johann Wenzel Pohls "Pravopisnost Reci Cechske"]. In: Jazyk a jeho promeny. Prof. Jane Pleskalove k zivotnimu jubileu (Hrsg. M. Cornejova und P. Kosek), Brno 2008, S. 13-20
    Berger, Tilman
  • Argumentace reformatoru ceskeho pravopisu mezi lety 1780 a 1850 [Die Argumentation von tschechischen Rechtschreibreformen zwischen 1780 und 1850]. In: Dejiny ceskeho pravopisu (do r. 1902) (Hrsg. M. Cornejova, L. Rychnovska, J. Zemanova). Brno 2010, S. 343-359
    Berger, Tilman
  • Die deutsche grammatische Terminologie von Johann Wenzel Pohl. In: Schnittpunkt Slavistik: Ost und West im wissenschaftlichen Dialog. Festgabe für Helmut Keipert zum 70. Geburtstag. Bd. 1 (Hrsg. Irina Podtergera). Bonn 2012, S. 369-384
    Berger, Tilman
  • Odkaz Jana Vaclava Pola dnesku [Das Vermächtnis Johann Wenzel Pohls für unsere Zeit]. In: Cestina v pohledu synchronnim a diachronnim. Stolete koreny Ustavu pro jazyk cesky (Hrsg. S. Cmejrkova, J. Hoffmannova und J. Klimova), Praha 2012, S. 241-246
    Berger, Tilman
  • Wie die Wiener Tschechen den Verbalaspekt entdeckten. In: Miscellanea Vindobonensia Bohemoslavica. In Erinnerung an den 200. Todestag von Josef Valentin Zlobicky (Hrsg. S. M. Newerkla, H. Sodeyfi und J. Villnow-Komarkova), Wien 2012, S. 25-36
    Berger, Tilman
 
 

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