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Vom Know-how zum Know-who: Reflexives Management interpersoneller Wissensnetzwerke auf Social Networking Sites

Fachliche Zuordnung Humangeographie
Förderung Förderung von 2014 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 258704479
 
Die essentielle Bedeutung von interpersonellen Wissensnetzwerken für Lern- und Innovationsprozesse ist in der Wirtschaftsgeographie jüngst prominent gewürdigt worden. Wenig Beachtung hat allerdings die Frage erfahren, welche Folgen die Ausbreitung des Internets für Praxis und Geographie interpersoneller Netzwerkbildung hat. Damit bleiben zwei entscheidende Dynamiken ausgeblendet. Erstens werden interpersonelle Netzwerke heute quantitativ zu einem erheblichen Maße über internet-basierte Technologien aufgebaut und unterhalten; zweitens zeigen die wenigen zum Thema vorhandenen Beiträge, dass das Internet interpersonelle Vernetzung auch qualitativ verändert. Drei Anwendungsbereiche des Internets sind dabei von besonderer Bedeutung: Social Networking Sites (SNS), Social Networking Metrics (SNM) und Social Networking Guidelines (SNG). Zusammen führen sie dazu, dass Know-who explizit wird. SNS machen das eigene Netzwerk zum öffentlich sichtbaren Ausdruck von Reputation; SNM und SNG induzieren eine reflexive und kalkulierende Perzeption von Vernetzung. Netzwerkbildung ist so nicht mehr nur das beiläufige Sammeln von Geschäftskontakten, sondern zunehmend eine eigene Geschäftstätigkeit: der bewusste Aufbau und die strategische Inwertsetzung von Sozialkapital. Das hier skizzierte Forschungsvorhaben will diesen Wandel aufgreifen und seine Folgen für die Praktiken interpersoneller Vernetzung sowie die Struktur und Geographie von interpersonellen Wissensnetzwerken untersuchen. Ziel ist es, sowohl konzeptionell als auch empirisch einen fundierten Beitrag zum Verständnis der Ko-Evolution von internet-basierter Technologie, Geographie und sozialer Praxis zu leisten. Zentrale Ausgangsthese ist dabei, dass interpersonelle Netzwerkbildung durch die Ausbreitung des Internets performativ wird. Performativ meint dabei eine stärkere Ausrichtung von sozialer Praxis an Theorien der Sozialen Netzwerkanalyse und beschreibt gleichzeitig eine neue Qualität interpersoneller Vernetzung: Vernetzung wird - unterstützt durch internet-basierte Algorithmen - zur Arena des Wettbewerbs um Geschäftskontakte, Ressourcen und Informationen. Das Forschungsvorhaben will die gewandelte Bedeutung von Know-who in den Gründermilieus zweier Cluster der Internet-Industrie untersuchen: Silicon Valley und Berlin. Damit wird nicht nur ein Vergleich von räumlich variierenden Praktiken möglich; es können auch Diffusions- und Adaptionsprozesse zwischen dem globalen Zentrum der Internet-Industrie und einem dynamischen europäischen Standort untersucht werden. Methodisch geht das Forschungsvorhaben dreistufig vor: Erstens erschließen Dokumentanalyen, welche neuen Praktiken interpersoneller Vernetzung SNS, SNM und SNG ermöglichen; zweitens dienen eine Online-Befragung und explorative Interviews mit Gründern dazu, veränderte Praktiken der Netzwerkbildung zu erfassen. Ihr Einfluss auf Wissensnetzwerke wird schließlich mithilfe von quantitativen Methoden der Sozialen Netzwerkanalyse untersucht.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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