Homerische Flexionsformen
Griechische und Lateinische Philologie
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das Ziel dieses Projektes war die Anlage eines vollständigen Verzeichnisses der Flexionsformen (Beugungsformen), die in der Sprache des altgriechischen Dichters Homer vorkommen. Homer schuf etwa im 8. Jahrhundert vor Christus zwei umfangreiche Vers-Dichtungen, die "Ilias" und die "Odyssee". Die beiden Dichtungen sind von höchster literarischer Qualität und zugleich schon wegen ihres hohen Alters von unschätzbarer Bedeutung für die Wissenschaft. Mit Homers Meisterwerken beginnt die Literatur Griechenlands, ja Europas, und die Überlieferung der griechischen Literatursprache. Die Homerforschung gehört zu den vornehmsten Gebieten der Altertumswissenschaft. Jeder, der sich ernsthaft mit Homer beschäftigt, muss von den originalen Texten ausgehen und sich mit deren altertümlicher griechischer Sprache vertraut zu machen trachten. Dafür benötigt man verlässliche Nachschlagewerke. Zur Verlässlichkeit im strengen Sinn gehört hier Vollständigkeit. Die einzelne sprachliche Erscheinung muss mit allen verwandten Erscheinungen verglichen werden können; ein einzelnes sprachliches Problem kann nur mit Hilfe eines vollständigen Vergleichsmaterials Aufhellung erfahren. Der Wortschatz der homerischen Sprache ist bereits in vollständige Verzeichnisse umgegossen worden. Nunmehr kommt ein entsprechendes Werk über die Flexion der homerischen Sprache hinzu. Gesammelt, geordnet und in gegliederten Verzeichnissen vorgeführt werden zum Beispiel jeweils alle Formen mit den Bestimmungen "Futur" (Zukunft) aus der Konjugation oder "Genitiv Plural" (Wesfall der Mehrzahl) aus der Deklination. Jede bei Homer vorkommende Konjugations- oder Deklinationsform soll an der ihr zukommenden Stelle aufgefunden werden können. Das Werk kann beim Homerlesen als Hilfsmittel dienen. Darüber hinaus können sprachwissenschaftliche Fragen an die umfänglichen Verzeichnisse des Werkes herangetragen werden: nach der Häufigkeit oder der Seltenheit oder dem Fehlen von Formen; nach deren äußerer Struktur und ihrem Verhältnis zum homerischen Versmaß; nach der Beurteilung gleichbedeutender Flexionsformen, etwa nach Art von "des Tores" und "des Tors" im Deutschen. Der Benutzer des Buches wird auch auf zahlreiche problematische Formen bei Homer aufmerksam gemacht, deren Bestimmung und Einreihung nicht ohne weiteres möglich ist. Das Projekt soll kein bestimmtes Forschungsziel erreichen, es soll vielmehr für die künftige Erforschung Homers und der altgriechischen Sprache den Grund legen und den Forschern die Arbeit erleichtern.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- Ein Textproblem bei Homer: E 293.- In: F. Dell’Oro, O. Lagacherie (Hg.), Πολυφόρβῃ Γαίῃ. Mélanges de littérature et linguistique offerts à Françoise Létoublon. Grenoble: Université Stendhal 2015, p. 293 – 300
Bernhard Forssman
(Siehe online unter https://doi.org/10.3406/gaia.2015.1664) - Griechisch βούλομαι ἢ und προβέβουλα. - In: Andrew Miles Byrd (u. a. Hg.), Tavet Tat Satyam. Studies in Honor of Jared S. Klein on the Occasion of His Seventieth Birthday.- Ann Arbor / New York: Beech Stave Press 2016, p. 45 – 51
Bernhard Forssman
- Homerisch πρόκλυτος, avestisch frasrūta-. - In: D. Gunkel (u. a. Hg.), Sahasram Ati Srajas. Indo-Iranian and Indo-European Studies in Honor of Stephanie W. Jamison. Ann Arbor, New York: Beech Stave Press 2016, p. 57 – 63
Bernhard Forssman
- ἑκών: Bemerkungen zu einem alten Partizip. - In: S. Neri (u. a. Hg.), „dat ich dir it nu bi huldi gibu“. Linguistische, germanistische und indogermanistische Studien, Rosemarie Lühr gewidmet. Wiesbaden: Reichert 2016, p. 113 – 118
Bernhard Forssman
- Die homerischen Verbalformen. Unter Mitarbeit von Manfred Brust und Jürgen Habisreitinger. Münchener Studien zur Sprachwissenschaft
Hg. von N. Oettinger, S. Schaffner und T. Steer, Beiheft 28, Neue Folge, 2019, 440 S., J. H. Röll, ISBN 3-89754-534-2.
Bernhard Forssman