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Die Entwicklung von Meinungen und kulturellen Eigenschaften in endogenen Netzwerken
Antragsteller
Professor Dr. Tim Hellmann
Fachliche Zuordnung
Wirtschaftstheorie
Förderung
Förderung von 2014 bis 2016
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 259066127
Wirtschaftliches Verhalten ist durch individuelle Wertesysteme wie z.B. kulturelle vermittelte Eigenschaften, Meinungen und Einschätzungen fundamental geprägt. Die Frage, wie diese kulturellen Merkmale sich über Generationen entwickeln und Meinungen sich bilden, ist daher von hohem Interesse für Ökonomen und andere Sozialwissenschaftler. Von empirischer Seite gibt es umfangreiche Belege dafür, dass lokale Interaktionen eine entscheidende Rolle bei der Bildung von kulturellen Merkmalen und Meinungen spielen. In den letzten Jahren betonen auch theoretische Modelle die Bedeutung des zugrunde liegenden sozialen Netzwerks. Diese Modelle stützen sich oft auf ein sehr einfaches Modell der Meinungsbildung, das ursprünglich von [DeGroot 1974] vorgeschlagen wurde. In diesem Modell aktualisieren Individuen ihre Meinungen in jeder Periode, indem sie stets einen gewichteten Mittelwert über alle geäußerten Meinungen bilden.Dieses Forschungsprojekt hat das Ziel, ein allgemeines Modell zur Beschreibung von Meinungsdynamiken und Entwicklung kultureller Eigenschaften zu entwickeln. Insbesondere wollen wir den DeGroot-Ansatz auf zwei Arten erweitern. Zunächst wollen wir annehmen, dass Individuen ihre Meinung strategisch äußern können, anstatt diese stets wahrheitstreu kundzutun. Ein solches strategisches Abweichen von der wahren Meinung bzw. Verhalten könnte enstehen, wenn das Ziel ist, andere von der eigenen Meinung zu überzeugen oder das Verhalten des eigenen Kindes zu beeinflussen. Darüber hinaus wollen wir die Annahme eines festen Netzwerks verallgemeinern und stattdessen Individuen erlauben, im Laufe dieses dynamischen Prozesses ihr soziales Netzwerk anzupassen. Im Rahmen der Meinungsdynamik könnte dies bedeuten, dass Personen mehr auf diejenigen hören, deren Meinung ähnlich zur eigenen ist. Im Zusammenhang der Entwicklung kultureller Eigenschaften könnten Eltern Einfluss auf das Netzwerk der Kinder (z.B. durch Wahl der Schule) nehmen. Gerade die gegenseitige Abhängigkeit der Wahl der Meinung bzw. kultureller Merkmale und Änderungen des Netzwerks wird im Fokus des Forschungsvorhabens stehen. Wir sind daran interessiert, wie sich diese erweiterten Modellannahmen auf klassische Fragen der Meinungsdynamik und der Entwicklungen von kulturellen Eigenschaften auswirken: Wird der dynamische Prozess konvergieren oder brauchen wir zusätzliche Annahmen? Welche Parameter haben Einfluss auf die Geschwindigkeit der Konvergenz? Wie gut können Informationen aggregiert werden, wenn Menschen ihre Meinung falsch darstellen? Zusätzlich kann unser Ansatz aufgrund der erweiterten Modellannahmen (insbesondere des endogenen Netzwerks) Resultate liefern, die in der Form nicht in der Literatur zu finden sind: Ist es möglich, Koexistenz heterogener Meinung im long-run zu beobachten? Wie entwickelt sich das Netzwerk? Können wir Segregation beobachten, und wenn ja, wie wird dies die Weisheit der Vielen (Informationsaggregation) beeinflussen? Welche Gruppe ist dann weiser?
DFG-Verfahren
Forschungsstipendien
Internationaler Bezug
Italien
Gastgeber
Professor Dr. Fernando Vega Redondo